Jürgen Max wurde am 19. Juli 1937 in Schönebeck an der Elbe geboren und wuchs dort als einziges Kind seiner Eltern auf. Während seiner frühen Kindheit wütete nicht nur der Zweite Weltkrieg, von dem seine Heimatstadt weitestgehend verschont blieb, sondern es wurde vor seinen Augen im Ort ein Konzentrationslager (KZ) errichtet. Das KZ Julius war eine Außenstelle des KZ Buchenwald und die hier Inhaftierten mussten im örtlichen Junkerswerk in der Rüstungsproduktion arbeiten. Ob die damit in Verbindung stehenden Bilder von ihm als kleiner Junge gesehen oder wahrgenommen wurden, ist ungewiss. Ob diese ihn auch in seiner Entwicklung geprägt haben ebenso. Doch aus einem erst kurz nach seinem Tod angefertigten Leumundsbericht bei der Volkspolizei geht hervor, dass es „schon im Kindesalter zu Erziehungsschwierigkeiten“ kam, was vermuten lässt, dass die Zeit der frühkindlichen Prägung gebettet in die Wirrungen des Zweiten Weltkriegs Spuren hinterlassen haben könnte.
Er besuchte in Schönebeck die Schule und begann nach der achten Klasse eine Ausbildung zum Schlosser. 1953 zog er dann mit 16 Jahren ohne Genehmigung in die Bundesrepublik und war dort bis 1956 bei der Handelsmarine beschäftigt, ehe er in die DDR zurückkehrte. Nach seiner Rückkehr wechselte er oftmals die Arbeitsstelle. Das letzte Beschäftigungsverhältnis hatte er vom 2. Januar 1974 an als Schlosser beim VEB Gummiwerk Schönebeck inne, wo seine Arbeit als gut eingeschätzt und ihm kein negatives Auftreten nachgesagt wurde. Zudem war Jürgen Max Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) sowie im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB).
Seine Eltern lebten wie er in Schönebeck. Sein Vater war Absatzleiter bei der Energieversorgung des Ortes und als Aktivist im FDGB organisiert sowie mit Ehrennadel ausgezeichneter Hauptkassierer bei der DSF. Seine Mutter war im gleichen Betrieb wie ihr Ehemann als Telefonistin beschäftigt und in gleicher Weise organisiert in der DSF und dem FDGB.
So tadellos sein Elternhaus im Sinne der DDR gewesen zu sein scheint und so positiv auch die Einschätzung seines letzten Arbeitgebers gewesen ist, so ist Jürgen Max in der Zeit davor kein Mensch ohne Makel und Fehler gewesen. Aus Einträgen aus der Beschuldigtenkartei zu seiner Person ist bekannt, dass er im Oktober 1953 wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angezeigt wurde. Im November 1955 beging er einen einfachen Diebstahl. Ob diese Vergehen in der Bundesrepublik oder in der DDR begangen wurden, geht aus den Akten nicht hervor. Am 27. Februar 1956 wurde er des schweren Diebstahls bezichtigt und am 13. September desselben Jahres vom Kreisgericht Schönebeck zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. Am 27. August 1961, zwei Wochen nach der Schließung der Staatsgrenzen, kam ein weiterer Eintrag wegen unbefugter Benutzung von Kraftfahrzeugen hinzu. Am 28. Februar 1963 wurde er beim Fahren unter Alkoholeinfluss erwischt und das Kreisgericht Schönebeck verurteilte ihn hierfür zu einer bedingten Freiheitsstrafe von fünf Monaten. Sieben Jahre später wurde er wegen tätlicher Beleidigung angezeigt, jedoch ohne strafrechtliche Konsequenzen.
Jürgen Max war zweimal verheiratet. Beide Ehen wurden geschieden. Als Grund wurde sein übermäßiger Alkoholgenuss genannt. Seine erste Ehe hielt 12 Jahre. Daraus ging Anfang der 1960er Jahre ein Sohn hervor. Die zweite Vermählung war kinderlos und hielt drei Jahre bis zur Scheidung am 12. August 1974. Von da an lebten die geschiedenen Eheleute weiterhin in derselben Wohnung, beide hatten ein Zimmer für sich und redeten wenig miteinander.
Schon vor dem richterlichen Scheidungsspruch muss er seine Flucht geplant haben. Am 17. Juli 1974 gab er eine erste Verkaufsanzeige in der Magdeburger Volksstimme in Auftrag, die zwei Wochen später dort erschien. Hier bot er Fahrzeugteile für einen roten P70 Kombi, den er sich erst ein Jahr zuvor gekauft hatte, und erhoffte sich einen Erlös von über 1140 Mark. Kurz nach seinem Scheidungstermin annoncierte er am 15. August eine weitere, am 26. August erschienene Verkaufsanzeige. Er bewarb wieder Kraftfahrzeugteile und ein Steilwandzelt vom Typ Siesta Luxus. Hier plante er einen Erlös von 1230 Mark, davon alleine 700 für das Zelt.
Jürgen Max war seinen Eltern sehr verbunden. Er besuchte sie regelmäßig. Auch zu seiner Tante schien er ein gutes Verhältnis gehabt zu haben. Sie schenkte ihm nach dem Tod ihres Ehemannes im August 1960 dessen wie auch ihren Ehering. Den Ring seines Onkels mit den eingravierten Initialen seiner Tante, E.B., trug er stets in seinem Portemonnaie bei sich. Was mit dem Gegenstück geschehen ist, bleibt unklar. Am 15. September 1974, einem Sonntag, machte er mit seinen Eltern einen Tagesausflug in den Harz und fuhr sie am Abend nach Hause. Das war das letzte Mal, dass seine Eltern ihn gesehen hatten. Jürgen Max besuchte danach entgegen der Gewohnheit seine Eltern mehrere Tage nicht. Sein Vater machte sich Sorgen und erkundigte sich in der Kaderabteilung des Betriebs seines Sohnes, ob dieser denn regelmäßig zur Arbeit ginge. Dort wurde mitgeteilt, dass er am Montag, den 16. September, letztmalig gearbeitet hatte. Auf Nachfrage bei der frisch geschiedenen Ehefrau erfuhr der Vater, dass sein Sohn am 19. September mit seinem PKW weggefahren sei und seitdem nicht wieder zu Hause gewesen war. Am 1. Oktober 1974 gab der Vater dann bei der Volkspolizei eine Vermisstenanzeige auf. Gesucht wurde jetzt nach einem 175 cm – 180 cm großen Mann von starker Gestalt mit dunkelblondem, welligen, bis in den Nacken reichenden Haar und mit Tätowierungen auf beiden Vorderarmen: ein Herz mit Pfeil und dem Schriftzug Ursula auf dem einen, ein Seemannsgrab, die für Glaube, Liebe und Hoffnung stehenden Symbole Kreuz, Herz und Anker in rot und blau auf dem anderen Unterarm. Als weiteres Kennzeichen wird die Narbe einer Leistenbruchoperation genannt. Die daraufhin eingeleiteten Nachforschungen ließen die Polizei noch am selben Tag die von Jürgen Max ausgegebenen Verkaufsanzeigen der letzten Wochen entdecken. Eine Woche später ergänzte der Vater die Ermittlungen, indem er zu Protokoll gab, dass er durch die Bank seines Sohnes in Erfahrung bringen konnte, dass dieser am 20. September in einer Verkaufsstelle in Rostock Gegenstände mit einem Scheck in Höhe von 150 Mark bezahlt hatte. Er hielt es für möglich, dass sein Sohn sich auf einem Campingplatz in Graal-Müritz aufhalten könnte, da dieser in der Vergangenheit seinen Urlaub dort schon öfter verbracht hatte. Da wusste er noch nicht, dass schon einen Tag vor der aufgegebenen Vermisstenanzeige, am 30. September, im dänischen Nykøbing eine ärztliche Leichenschau einer kürzlich geborgenen Wasserleiche vorgenommen worden war, die später als Jürgen Max identifiziert wurde.
Diese Leiche war 26. September 1974 nachmittags in der Ostsee zwischen dem Gedser Feuerschiff und der ostdeutschen Küste in einem Fangnetz eines dänischen Fischkutters geborgen und nach Gedser gebracht worden, von wo sie zum Zentralkrankenhaus Nykøbing transportiert wurde. Es handelte sich um eine männliche Person, geschätztes Alter 35-40 Jahre, ca. 175 cm groß mit dunklem krausem Haar. Der Mann war bekleidet mit einem braunen Pullover, einer dunklen Hose, grau gemusterten Socken und braunen Sandalen. Zudem trug er eine Art Leibriemen. In einer Hosentasche fand sich ein Bund mit drei Schlüsseln und eine Geldbörse mit dem Inhalt von 18,72 Mark ostdeutscher Währung, einem glatten Ehering mit den Initialen E.B. sowie einigen Kassenbons und Quittungen aus der DDR. Da die Indizien alle auf einen Mann aus der DDR hinwiesen, meldete die dänische Polizei ihren Leichenfund (gemeinsam mit zwei weiteren ebenfalls Ende September 1974 geborgenen Personen) der DDR und übersandte Fotoaufnahmen der Leiche sowie die bei ihr gefundenen Gegenstände zur Identifizierung. Am 15. Oktober wurden der Vater und die geschiedene Ehefrau von Jürgen Max vorgeladen. Sie erkannten auf den ihnen gezeigten Fotos Jürgen Max und konnten die ihnen vorgelegten Gegenstände als die seinen identifizieren. Der Leichnam von Jürgen Max wurde in Dänemark eingeäschert und die Urne in die DDR zur Beisetzung in Schönebeck überführt.