Klaus Wolfgang Albrecht wurde 1944 in Stralsund als drittes und jüngstes Kind in die Familie des selbständigen Fuhrunternehmers Albrecht und seiner Frau geboren. Er hatte eine ältere Schwester und einen eineinhalb Jahre älteren Bruder. Mit diesem verbrachte er große Teile seines Arbeits- und Freizeitlebens: Sie waren zusammen bei einem Dachdecker beschäftigt und Teil eines gemeinsamen Freundeskreises. Dieser Gruppe gehörten noch ihr Cousin Ulrich Keiser sowie drei weitere Jugendliche aus Stralsund an, die sich u.a. im Jugendclub trafen. Sie alle einte die Unzufriedenheit mit dem politischen System und den wirtschaftlichen Unzulänglichkeiten der DDR. Seine Systemkritik trug Wolfgang, genannt Kacki”, direkt unter der Haut: am rechten Oberarm hatte er das Zeichen der US-Luftstreitkräfte (United States Air Force, USAF) tätowiert. Den Ausweg aus ihrer Verdrossenheit sahen die Freunde in einer gemeinsamen Flucht in den Westen. Im Sommer 1963 entwickelte sich der konkrete Plan, mit Booten nach Gedser in Dänemark zu gelangen. Zu diesem Zeitpunkt waren die sechs Männer alle zwischen 18 und 20 Jahren alt – nur einer war noch Schüler und erst 16 Jahre jung.
Wie die Flucht im Einzelnen ablief, lässt sich durch spätere Zeugenaussagen von drei Beteiligten des Fluchtversuchs rekonstruieren. Keisers Cousin Wolfgang Albrecht besaß bereits ein Faltboot, ein zweites wurde besorgt. Die Boote waren für zwei Personen ausgelegt, sollten aber mit jeweils drei Personen besetzt werden. Ende August 1963 fuhren die Freunde mit ihren Motorrädern zum Zelten nach Prerow auf die Halbinsel Darß. Hier hatten sie schon des Öfteren ihren Urlaub verbracht und erregten daher bei ihren Eltern keinen Verdacht. Die Boote und Zelte wurden von einem Bekannten mit einem Lieferwagen nach Prerow gebracht, der dafür 20 DM erhielt. Der Zeltplatz lag direkt am Strand, sodass sie von hier aus die Lage genau beobachten und auf den günstigsten Zeitpunkt für die Flucht warten konnten.
Etwa zwei Tage nach ihrer Ankunft, vermutlich am 24. oder 25. August 1963, bestiegen sie gegen 21.30 Uhr die Boote. Als weitere Hilfsmittel diente ihnen Kompasse sowie Autoreifenschläuche, die als Rettungsringe fungieren sollten. Neoprenanzüge hatten sie keine, sie wollten mit ihrer normalen Kleidung die Flucht durchführen. Es war vorher ausgemacht worden, wer in welchem Boot sitzen würde: Zuerst gingen Ulrich Keiser, sein Cousin Wolfgang Albrecht und der Jüngste aus der Gruppe, Reinhard Behm, mit ihrem Boot ins Wasser. Es folgten im zweiten Boot Keisers anderer Cousin und zwei weitere Freunde. Die sechs jungen Männer sahen sich in diesem Moment das letzte Mal.
Zum Zeitpunkt der Flucht herrschte ruhige See, die Sicht war jedoch leicht diesig. Nach einiger Zeit kam starker Wind auf, Wellenberge taten sich auf und warfen das Boot, das als zweites gestartet war, um. Die Drei schwammen nun auf ein Grenzboot der NVA zu. Nachdem sie um Hilfe gerufen hatten wurde ein Schlauchboot abgesetzt, das sie aufnahm. Sie wurden dem VPKA Ribnitz übergeben und dann tagelang verhört. Nach einer dreimonatigen Untersuchungshaft wurden die Freunde am 8. Oktober 1963 wegen des Verstoßes gegen das Passgesetz zu acht Monaten Haft verurteilt, die sie bis zum April 1964 verbüßten.
Die Insassen des ersten Bootes hingegen sind alle drei ums Leben gekommen. Die Leiche von Wolfgang Albrecht wurde am 7. September 1963 am Strand drei Kilometer östlich von Zingst angespült. Sie war bekleidet mit einer blauen Niethose und einer blauen Manchesterbluse. Als Todesursache wurde – mit großer Wahrscheinlichkeit – der Tod durch Ertrinken festgestellt. Drei Tage später wurde auch Ulrich Keiser tot aus der Ostsee geborgen; seine Leiche wurde in der Nähe des Gedser Feuerschiffs entdeckt. Reinhard Behm wurde am 11. September am Gellenstrom vor Hiddensee als Wasserleiche geborgen.
Wolfgang Albrechts Bruder erfuhr während der Untersuchungshaft von dessen Tod. Als seine Mutter in schwarz gekleidet zu Besuch kam, ahnte er sofort, dass seinem jüngeren Bruder die Flucht nicht gelungen war und er wohl ertrunken sei.