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Biografisches Handbuch

Guido Schwark

geboren am 20. Februar 1971 in Neuruppin | ertrunken zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 1987 | Ort des Vorfalls: Ostsee zwischen Großklützhöved und Dahme
Der 16-jährige Guido Schwark aus Neuruppin versuchte am 14. oder 15. Oktober 1987 schwimmend die DDR vom Raum Boltenhagen aus zu verlassen. Die Wetterbedingungen waren zu dieser Zeit sehr ungünstig, es herrschte starker Südost-Wind. Am 16. Oktober wurde seine Leiche am Strand von Dahme in der Bundesrepublik Deutschland aufgefunden.

Am Morgen des 16. Oktober 1987 fand eine Landkontrollstreife der Grenztruppen an der Steilküste bei Großkluetzhöved Turnschuhe, ein Paar Socken, eine Taschenlampe, Surfanzughandschuhe sowie einen Sturzhelm. Etwa 10 Meter weiter, direkt am Strand, entdeckten die Soldaten Abdruckspuren von Schwimmflossen, die ins Wasser führten. Im Verlauf des Vormittages wurde in der Nähe auch ein Moped des Typs SR 50 aufgefunden. Die Grenztruppen gingen von einem versuchten ungesetzlichen Grenzübertritt über das offene Meer aus. Nach ersten Ermittlungen wurde Guido Schwark als Eigentümer der Sachen und des Mopeds festgestellt. Dieser war am Vortag vom Volkspolizeikreisamt Neuruppin zur Eilfahndung ausgeschrieben worden.

In Neuruppin erblickte Guido Schwark am 20. Februar 1971 das Licht der Welt. Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war er 16 Jahre alt und Schüler der 11. Klasse. Er lebte mit seinen Eltern in Neuruppin, in unmittelbarer Nähe einer Bucht des Ruppiner Sees. Guido sang im Jugendchor und erbrachte in den Fächern Musik und Deutsch sehr gute Leistungen. Aufgrund seiner schlechten Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern gab es hingegen häufig Auseinandersetzungen und seine Bewerbungen, die er in der 11. Klasse geschrieben hatte, wurden abgelehnt.

An einem Mittwoch, dem 14. Oktober 1987, verschwand der 16-Jährige plötzlich. Zwei Surfanzüge, Schwimmflossen und seine persönlichen Papiere hatte er mitgenommen. Auch Bargeld in Höhe von 6.000 DM und Schmuckstücke aus dem Familienbesitz soll er dabeigehabt haben. In der Wohnung der Eltern wurden Notizen zur Fahrstrecke von Neuruppin nach Boltenhagen gefunden, samt der Bemerkung: „Wie komme ich nach Lübeck bzw. Kiel?“.

Die Wetterbedingungen am 14./15. Oktober waren jedoch sehr ungünstig, um von der mecklenburgischen Ostseeküste aus nach Westen zu gelangen. Es herrschte Windstärke 5-8 aus Süd-Südost. Die Grenztruppen hatten ihren Kräftebestand an der Ostseeküste in diesen Tagen, unter der Annahme ein ungesetzlicher Grenzübertritt über die offene See wäre unter diesen Bedingungen nicht möglich, reduziert.

Am Morgen des 16. Oktober 1987 wurde am Ostseestrand von Dahme eine mit Neoprenanzug bekleidete männliche Leiche von einer Spaziergängerin aufgefunden. Um den Hals der Leiche befand sich eine Kette mit silbernem Anhänger, auf dem die Initialen „GS“ eingraviert waren. Zudem wurde eine hellbraune Kunstledertasche mit Schulterriemen bei der Leiche gefunden. Die Behörden konnten anhand der Papiere, die sie im Inhalt der Ledertasche sicherstellten, davon ausgehen, dass es sich um Guido Schwark aus Neuruppin handeln musste.

Anfang November 1987 reiste dennoch der Vater von Guido zur Identifizierung der Leiche in die Bundesrepublik Deutschland ein. Es konnte nun zweifelsfrei geklärt werden, dass es sich bei dem jungen Mann um seinen Sohn handelte. Da die Obduktion eindeutig den Tod durch Ertrinken ergeben hatte, konnte er die Überführung des Leichnams in die DDR beantragen. Der Vater erkundigte sich auch noch nach dem Westgeld und dem Schmuck, denn diese Wertgegenstände waren bis dato nicht aufgefunden worden.

Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass ein zufälliger Verlust ausgeschlossen werden konnte, da in der umgebundenen Tasche alle anderen Dinge, wie Personalausweis, Führerschein und auch DDR-Geld, nahezu unversehrt aufgefunden worden waren. Hingegen war der Verschlussriemen der Tasche abgerissen und die Abrissspuren waren sehr frisch, also kaum mit Wasser in Berührung gekommen. Die Ermittlungsbehörden in der Bundesrepublik gingen davon aus, dass Guido Schwark entweder während einer vermuteten Schleusung mit einem Schiff seiner Wertsachen entledigt und dann ins Wasser gestoßen, oder dass seine Leiche auf dem Gebiet der BRD beraubt worden war. Auffällig kam den Polizei-Behörden in jedem Fall vor, dass der Leichnam bereits am Morgen des 16. Oktober in so großer Entfernung und an einer recht untypischen Stelle gefunden wurde. Üblicherweise würden Vermisste nach Wochen vor Fehmarn oder nach Monaten an der dänischen Küste geborgen. Der Verdacht einer Straftat blieb im Raum. Weitere Ermittlungsergebnisse sind nicht bekannt.


Biografie von Guido Schwark, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/331-guido-schwark/, Letzter Zugriff: 29.03.2024