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Biografisches Handbuch

Reinhold Brückner

geboren am 8. Januar 1948 | vermutlich in der Nacht vom 28. auf den 29. August 1965 ertrunken | Ort des Vorfalls: Ostsee in der Nähe von Barendorf
Ende August 1965 beschloss eine Gruppe Jugendlicher aus Schwerin, die DDR zu verlassen, um in Westdeutschland zu leben. Christian Block, Bernd Peter Dibbern und Reinhold Peti Brückner versuchten schwimmend vom Klützer Winkel aus, die Küste Westdeutschlands zu erreichen. Alle drei kamen dabei um.

1965 machte der damals 17-Jährige Jugendliche aus Schwerin eine Ausbildung zum Lokomotiv-Schlosser bei der Deutschen Reichsbahn in Wittenberge und befand sich im zweiten Lehrjahr. In seiner Freizeit spielte er Fußball oder traf sich am Wochenende in Schwerin mit Freunden am Schlachthofplatz. Dort träumten die Jugendlichen sich – begleitet von Musik aus dem Transistorradio – in ihre jeweilige Wunschwelt hinein und erzählten sich gegenseitig ihre Hoffnungen für den eigenen Lebensweg.

Reinhold, der von allen Peti genannt wurde, war sportlich talentiert und spielte sowohl im Verein Dynamo Schwerin als auch in der Auswahlmannschaft des Nordens mit. Sein Traum war es, Bundesligaspieler in Westdeutschland zu werden, am liebsten in Köln. Dieser Traum war in seinem Umfeld auch bekannt. Um dieser Vision nachzugehen, beschloss er mit seinen Freunden Christian Block und Bernd Peter Dibbern, die DDR schwimmend über die Ostsee zu verlassen. „Die drei Jugendlichen experimentierten mit Cremes, um die Haut vor Kälte zu schützen, sie schwimmen im Ostorfer See und probieren dabei aus, wie lange sie es im Wasser aushalten können.“

Am Abend des 28. Augusts 1965 soll es dann von Schwanensee losgehen. Die geplante Fluchtroute sah vor, mit der Eisenbahn nach Klütz zu fahren, von da zu Fuß nach Barendorf zu kommen um dann nach Einbruch der Dunkelheit dem Leuchtfeuer auf der Westseite entgegen zu schwimmen. Auf halber Strecke zur Westküste war die Fahrrinne, dort wollten sie sich an einer Boje festhalten und auf Hilfe warten. Wahrscheinlich, um nicht für Aufregung zu sorgen, hinterließ er seiner Mutter einen Zettel, auf dem er erklärte, er würde das Wochenende in Halle verbringen. Sie vermutete ihn auf einem Fußballturnier. Doch durch ihre Tochter erfuhr sie von seinem Unternehmen. „Macht Euch keine Sorgen um Peti, ihr bekommt von ihm bald eine Karte aus dem Westen“ soll einer der Jugendlichen vom Schlachthofplatz zu ihr gesagt haben, was sie aufgeregt ihrer Mutter mitteilte.

Eine Zeit lang hörte man nichts von den Ausreißern. Die Jugendlichen vom Schlachthof glauben, die Drei hätten es geschafft, selbst das MfS, das durch einen Informanten schon zeitnah von der Flucht wusste, ging anfangs von einem geglückten Grenzdurchbruch aus. Es wurde innerhalb der Jugendgruppe gegen eventuelle Nachahmer ermittelt, die auch angeklagt werden und Haftstrafen verbüßen sollten. Am 7. September 1965 wurde dann eine männliche Leiche aus der Ostsee geborgen, die später als einer von Petis Freunden, Bernd Peter Dibbern, identifiziert wurde. Vier Tage später fand man den toten Christian Block und am 13. September wurde am Strand von Barendorf der leblose Körper von Reinhold Peti Brückner geborgen. Reinhold Brückner wurde am 25. September 1965 gemeinsam mit seinem Freund Christian Block auf dem alten Friedhof in Schwerin in einem Doppelgrab beigesetzt.


Biografie von Reinhold Brückner, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/314-reinhold-brueckner/, Letzter Zugriff: 21.12.2024