Weil er klein und schwächlich war, bekam Manfred Krause in der Nachkriegszeit zunächst keine Lehrstelle. Sein Vater war Schaffner, seine Mutter Hausfrau. Sie hatte sich um sechs Kinder zu kümmern. Manfred Krause arbeitete zunächst als ungelernter Landarbeiter, um zur Ernährung der Familie beizutragen, bis er 1948 eine Stelle als Schornsteinfegerlehrling antreten konnte. Er schloss seine Ausbildung 1951 mit guten Noten ab und bewarb sich danach um eine Stelle bei der Volkspolizei, die er im Dezember 1951 antrat. In einer Beurteilung der Deutschen Grenzpolizei, Kommando Schlegel, vom Sommer 1952 hieß es über Krause, es sei erforderlich „ihm bei der Dienstdurchführung einen guten Streifenführer mitzugeben, da er sonst leichtfertig in seiner Dienstdurchführung ist“. Krause besitze „einen offenen aber vorlauten Charakter“. Das Verhalten gegenüber seinen Vorgesetzten und Kameraden lasse oft zu wünschen übrig, da er oft großmäulig auftrete. Sein Klassenbewusstsein sei noch schwach entwickelt. Trotzdem warb ihn der DDR-Staatssicherheitsdienst zur inoffiziellen Zusammenarbeit an, da er bedingt durch eine Versetzung im Bereich der Kommandantur Weitisberga über keinen Informanten mehr verfügte. Am 7. November 1952 schrieb Krause mit roter Tinte seine Verpflichtungserklärung für das MfS und wählte für sich den Decknamen „Konrad“. Die Einschätzung seiner Arbeit als „Geheimer Informator“ (GI) des MfS fiel nach drei Monaten recht positiv aus. „Konrad“ habe die gewünschten Informationen geliefert. Als FDJ-Sekretär habe er die Möglichkeit, sich in individuellen Aussprachen ein Bild von seinen Kameraden zu machen. Er beziehe einen klaren politischen Standpunkt und sei mittlerweile als stellvertretender Gruppenführer eingesetzt. Die Grenzpolizei schickte Manfred Krause dann zur Weiterqualifikation auf die Unteroffiziersschule nach Gotha. Dort gehörte er zu den besten Schülern seines Lehrgangs. Nach seiner Aufnahme in die SED beteiligte sich Krause rege an der Parteiarbeit. Sein MfS-Führungsoffizier meinte, er sei etwas zu impulsiv, „in unbeherrschten Momenten sage er jedem ins Gesicht, was er gerade denkt, besonders wenn Ungerechtigkeiten vorkommen. Seine ganze Liebe gehört dem Grenzdienst.“ Das stimmte nicht ganz, denn Manfred Krause hatte mittlerweile eine Pionierleiterin geheiratet und war Vater von zwei Kindern, die er sehr liebte.
Am 10. August 1955 kam Unteroffizier Krause als Postenführer mit dem Gefreiten Harald Ganzenberg in der Zeit von 4 Uhr morgens bis 8 Uhr am Zehn-Meter-Kontrollstreifen zum Einsatz. Auf dem Rückweg von ihrem Streifendienst sammelten die beiden Polizisten im Wald Pilze. Dabei verloren sie sich aus den Augen. Ganzenberg machte mehrfach mit der Signalpfeife auf sich aufmerksam, erhielt aber keine Antwort von Krause. Er begab sich zurück zur Kommandantur und fragte auf dem Weg dorthin bei Krauses Schwiegermutter in Seibis nach seinem Postenführer. Sie teilte ihm mit, dass ihr Schwiegersohn kurz zuvor vorbeigekommen sei, sich aber nach einem kurzen Gespräch wieder entfernt habe. Als Ganzenberg in der Kommandantur ankam, konnte er auch dort seinen Postenführer nicht finden. Auf Befehl des Diensthabenden begann am späten Vormittag im Grenzgebiet die Suche nach dem Vermissten. Um 13.45 Uhr fand man ihn in einem Waldstück an der Straße zwischen Seibis und Schlegel mit vier Schusstreffern in der Herzgegend, die er sich mit seiner auf Dauerfeuer eingestellten MPi selbst beigebracht hatte. In Abschiedsbriefen an seine Frau und an die Kommandoleitung begründete er die Tat folgendermaßen: „Ich nehme an, daß der Genosse Ganzenberg desertiert ist. Ich weiß, was für Strafe für Beihilfe zur Desertion ausgesprochen wird und sehe deshalb keinen anderen Weg. Ich warne die Genossen vor solchen leichtfertigen Handlungen während der Streife.“