Als sie während der Mittagspause einen Schuss hörten, sprangen die Pioniersoldaten zu ihrem Lastwagen, in dem ihr Kamerad Peter Rothamel zurückgeblieben war. Sie entdeckten ihn im hinteren Teil des Fahrzeugs mit einer Schusswunde im Kopf. „Er saß zusammengesunken auf einer Bank. Eine Maschinenpistole, Kalaschnikow (7,62 mm), stand am linken Unterschenkel, Lauf nach oben. Die Waffe war auf Einzelfeuer gestellt, ein Schuss fehlte.“ Ein Sanitätsfahrzeug brachte Rothamel in das Kreiskrankenhaus nach Sonneberg, wo die Ärzte um 14.25 Uhr seinen Tod feststellten.
Peter Rothamel hatte den Beruf eines Industrieschmieds erlernt und arbeitete nach der Lehre als Schlosser im VEB Kraftverkehr Schmalkalden. Am 2. Mai 1970 trat er als Wehrpflichtiger seinen Dienst in der NVA an. Nach einem kurzen Lehrgang in der Ausbildungskompanie Göttengrün kam er als Militärkraftfahrer am 20. Juni 1970 in die Pionierkompanie Köppelsdorf.
Nach den möglichen Gründen für Rothamels Suizid befragt, verwiesen seine Kameraden auf seine enge Bindung an sein Elternhaus, die physisch schwache Konstitution und das Einzelgängertum Rothamels. Seine Eltern sahen den Grund für den Suizid hingegen in Gehässigkeiten der Kameraden und im militärischen Leben an sich. Peter Rothamel hegte nach Auffassung seiner Eltern Fluchtabsichten. Sie wünschten im Nachhinein, dass er diese doch realisiert hätte und nicht aus dem Leben geschieden wäre. Auf entschiedene Ablehnung der Eltern Rothamels stieß das Ansinnen der Vorgesetzten ihres Sohnes, eine Bestattung mit militärischen Ehren zu organisieren. Die Eltern verbaten sich die Anwesenheit von Uniformträgern bei der Beerdigung von Peter Rothamel. In seinem Heimatort kursierten allerlei Gerüchte über die Todesumstände des Soldaten. Der Nachricht von der Selbsttötung Rothamels wurde kaum Glauben geschenkt, vielmehr meinte man dort nach Informationen des MfS, dass er auf der Flucht erschossen oder von seinen Kameraden in den Tod getrieben worden sei. An Peter Rothamels Beisetzung nahmen entgegen dem Wunsch der Eltern mehrere Grenzsoldaten und Offiziere in Zivilkleidung teil.
In den Überlieferungen der Erfassungsstelle Salzgitter finden sich zahlreiche Aussagen von Übersiedlern aus Schmalkalden zu dem Todesfall , die der Version einer Selbsttötung widersprachen. So berichtete die 25-jährige Köchin Sieglinde H. am 30. August 1973, sie habe Rothamel bei einem Tanzvergnügen in Struth-Helmersdorf zwei Wochen vor seinem Tod kennengelernt. Er sei ein fröhlicher junger Mann gewesen und habe ihr erzählt, er werde bald ein Ingenieurstudium aufnehmen. Sie habe gehört, den Eltern sei die Öffnung des Sarges verweigert worden. Die Eltern beauftragten im Juli 1991 Rechtsanwältin Ingelotte Hermann-Möller aus Siegen mit ihrer Interessenvertretung. Die Anwältin erklärte gegenüber der Ermittlungsstelle Salzgitter „bei der (illegalen) Öffnung des Sarges wurden 2 Schüsse im Kopf und im Bein festgestellt. Für eine Suizidabsicht gab es keine Hinweise.“ Die Ermittlungen in den 90er Jahren erbrachten jedoch keine weiteren Indizien für ein Fremdverschulden an Rothamels Tod.