Am frühen Morgen des 22. März 1985 war im Bezirk Erfurt die Großfahndung nach dem sowjetischen Wehrpflichtigen Waleri Kirjuchin ausgelöst worden, der gegen 1 Uhr bewaffnet aus seiner Kaserne in Nohra bei Weimar mit einem Geländewagen (UAZ 469) desertiert war. Nach einer Irrfahrt in der Umgebung des Grenzübergangs Wartha ließ er das Fahrzeug zurück und begab sich zu Fuß in Richtung der innerdeutschen Grenze. Gegen 3.45 Uhr stieß er im Grenzgebiet auf Soldaten der DDR-Grenztruppen. Es kam zu einem Schusswechsel mit den Soldaten, die ihn entdeckt und angerufen hatten, stehenzubleiben. Kirjuchin floh über ein Feld in Richtung der ehemaligen Transitstraße (Fernverkehrsstraße 7). Die dort zur Abriegelung eingesetzten fünf Soldaten des Grenzregiments Mühlhausen entdeckten den Flüchtenden gegen 4.23 Uhr nahe Deubachshof. Als sie ihre Waffen entsicherten, wurde Kirjuchin auf sie aufmerksam und eröffnete das Feuer. Dabei wurde der Gefreite Uwe Dittmann durch Schüsse im Kopf und Brustbereich tödlich verletzt. Kirjuchin erschoss sich wenig später nach einem erneuten Feuergefecht mit DDR-Grenzern auf der Werrabrücke bei Pferdsdorf-Spichra mit seiner MPi.
Uwe Dittmann war von Beruf Maschinenbauer. Er war in der FDJ und im Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) aktiv. Der Kommandeur für das Grenzkommando Süd erließ am 27. März 1985 folgenden Befehl: „Bei der Abwehr des verbrecherischen Anschlages auf die Staatsgrenze im Grenzregiment 1 hat der Angehörige der Grenztruppen, Gefreiter Uwe Dittmann, in Erfüllung seines Fahneneides sein Leben gegeben. Gefreiter Dittmann wurde postum zum Unteroffizier ernannt, mit dem Kampforden ‚für Verdienste um Volk und Vaterland‘ in Gold, der Arthur-Becker-Medaille in Gold ausgezeichnet und in die Ehrenliste der beim Schutz der Staatsgrenze der DDR ermordeten Grenzsoldaten sowie in das Ehrenbuch der FDJ aufgenommen.“ Dittmann war der einzige von einem sowjetischen Deserteur erschossene DDR-Grenzer, dessen Name Erich Honecker auf der Festveranstaltung anlässlich des 40. Jahrestages der Grenztruppen der DDR am 28. November 1986 in ehrendem Gedenken erwähnte – offenbar in Reaktion auf die von Michail Gorbatschow verkündete neue Offenheit „Glasnost“.
Siehe auch die Biografie von Waleri Kirjuchin.