Als 16-Jähriger kam Herbert Liebs mit seinen Eltern aus Ostpreußen nach Schwarzbach bei Gera. Er war das älteste von sechs Geschwistern und trug bis zu seinem freiwilligen Eintritt in die Volkspolizei als Landarbeiter zur Ernährung der Familie bei. Über das, was sich am regnerischen Nachmittag des 21. Februar 1951 an der innerdeutschen Grenze bei der zum Wartburgkreis gehörenden Ortschaft Pferdsdorf zugetragen hat, gibt es verschiedene Darstellungen. Sicher ist, dass die Volkspolizeiwachtmeister Liebs und Schulz an der Grenze zum Bundesland Hessen Streifendienst hatten, als amerikanische Soldaten das Feuer auf die beiden eröffneten und Herbert Liebs tödlich verletzten.
Schulz sagte später aus, dass sie auf der westlichen Seite einen Jeep sahen und sich näher zur Grenze begaben. Dann sei plötzlich ein Schuss gefallen, der Liebs traf. Er sei gestürzt und habe noch gesagt: „mich hat’s erwischt“. Danach hätten sich sieben bis acht Amerikaner in langen Regenumhängen genähert, worauf er sich vorsichtshalber in gebückter Haltung zurückgezogen habe, um Hilfe zu holen. Schulz korrigierte seine Aussage sechs Tage später und gab an, er sei am Tag des Geschehens etwas verwirrt gewesen. Möglicherweise seien auch zwei Schüsse gefallen. Er und Liebs hätten sich in diesem Moment an der Straßenböschung etwa zwei Meter vor der Grenze auf DDR-Gebiet befunden.
Volkspolizist Joachim Fienhold, der sich in der Nähe aufhielt und gegen 16.40 Uhr zwei Schüsse hörte, lief in Richtung Grenze. Er sagte hernach aus, sein Kamerad Schulz sei ihm völlig aufgelöst entgegengekommen. Er habe ihm deswegen als erstes den Karabiner abgenommen und sich dann weiter in Richtung Grenze bewegt. Dort habe er etwa vier bis fünf Meter auf DDR-Territorium sechs oder sieben amerikanische Soldaten gesehen, die sich an etwas zu schaffen machten. Er habe dann einen gezielten Schuss auf diese Gruppe abgegeben und einen zweiten auf den mit laufendem Motor in der Nähe wartenden Jeep. Die Soldaten hätten sich daraufhin in den nahen Wald auf der Westseite zurückgezogen, der Jeep sei in Richtung Willershausen davongefahren. Kurz darauf seien zwei vollbesetzte Jeeps aus dem Wald gekommen und ebenfalls in Richtung Willershausen gefahren. Er habe dann den verletzten Liebs reglos am Boden liegen sehen und sei in das nahegelegene Haus eines Lehrers gelaufen, um Hilfe zu holen. Auf dem Weg dorthin traf er wieder auf Schulz. Die beiden ließen sich eine Plane geben, um Liebs abzutransportieren. Nachdem Fienhold und Schulz Liebs zum Lehrerhaus getragen hatten, stellten sie fest, dass er nicht mehr lebte.
Der Lehrer, aus dessen Haus Fienhold und Schulz die Plane holten, äußerte in der Vernehmung durch die Volkspolizei, er habe nach den Schüssen Rufe in akzentfreiem Deutsch gehört, „halt stehen bleiben“. Fienhold wiederum wollte gehört haben „Comm on boy“. In dem Schlussbericht der Volkspolizei-Landesbehörde, Abteilung K., Weimar wurde angegeben, Liebs habe sich zum Zeitpunkt der Schussabgabe sechs bis sieben Meter vor der Demarkationslinie auf DDR-Gebiet befunden. DDR-Kriminalpolizisten entdeckten bei der Untersuchung des Tatortes Spuren eines zweiten Schusses an einem Baum.
Der als Rangieraufseher am Grenzbahnhof Wartha tätige Nikolaus Wittich aus dem hessischen Willershausen erklärte hingegen gegenüber der Volkspolizei am 24. Februar 1951, sein Sohn sei am Vorabend aus dem Dorf nach Hause gekommen und habe berichtet, dass ein Volkspolizist an der Grenze bei Pferdsdorf von Amerikanern angeschossen worden sei. „Die Volkspolizisten sollten nach Angaben meines Sohnes auf amerikanischem Gebiet gewesen sein, wo sie von amerikanischen Soldaten angerufen worden wären.“ Sie seien aber nicht stehengeblieben, dann seien Schüsse gefallen. Auch ein weiterer Eisenbahner, der auf westlicher Seite in Herleshausen wohnte und im grenzüberschreitenden Zugverkehr arbeitete, sagte gegenüber den DDR-Kriminalpolizisten aus, er habe von einem Zollbeamten gehört, die beiden Grenzpolizisten der DDR hätten sich auf westlichem Gebiet befunden und auf Zurufe nicht reagiert. Einer habe sich fallenlassen und etwas mit seinem Gewehr gemacht, worauf die amerikanischen Soldaten geschossen hätten.
Im September 1963 stellten DDR-Grenzer am Ort des Geschehens eine Tafel mit der Inschrift auf, hier sei Herbert Liebs von „amerikanischen Söldnern“ ermordet worden. „Die Mörder werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen.“ Darauf reagierte die für den Zollgrenzdienst zuständige Oberfinanzdirektion Frankfurt (Main) mit einer Stellungnahme für die Grenzaufsichtsbeamten, damit Fragen von Grenzbesuchern „richtig beantwortet werden können“. Nach Darstellung der Oberfinanzdirektion Frankfurt (Main) soll ein amerikanischer Soldat am 21. Februar 1951 von einem Jeep aus mit dem aufgebauten Maschinengewehr Zielübungen auf eine Streife der DDR-Grenzpolizei gemacht haben. „Als der US-Jeep sich wieder von der DL entfernte, gab der US-Streifenangehörige, ein Neger, aus dem MG mehrere Feuerstöße ab und verletzte den Grepo-Wachtmeister Liebs tödlich.“ (Schätzlein, Gerhard/Rösch, Bärbel/Albert, Reinhold: Grenzerfahrungen Bayern – Thüringen 1945 bis 1971. Hildburghausen 2001, S. 231.)
Die FDJ-Zeitung Junge Welt brachte vom 7. Juli bis zum 8. August 1981 „zum 20. Jahrestag der Maßnahmen vom 13. August 1961“ unter der Überschrift „Gefallen im Kampf für den Frieden“ eine Serie mit Porträts von 22 DDR-Grenzern heraus, die im Grenzdienst ums Leben gekommen waren. Über Herbert Liebs heißt es dort, er sei während einer Grenzstreife „heimtückisch umgebracht“ worden.