Geboren am 7. März 1949 als Sohn eines Lehrers und einer medizinisch-technischen Assistentin in Dresden wuchs Richard Eberhard Wolfgang Schumann im Stadtteil Dölzschen auf. Nach der Scheidung seiner Eltern lebte der damals Zweijährige bei seiner Mutter. Später besuchte er die Dölzschener Grundschule und legte 1967 an der Erweiterten Oberschule Dresden-Nord sein Abitur ab. Parallel absolvierte er eine Facharbeiterausbildung als Schlosser bei dem VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden. Im Alter von 17 Jahren begeisterte sich Wolfgang Schumann für die Höhlenforschung und schloss sich einer Gruppe von Gleichgesinnten in Dresden an. Auf dieser Grundlage verfasste er im Jahre 1966 eine Jahresarbeit über historische Bergbaustollen in Sachsen, die er erkundet hatte. In seiner Freizeit bastelte Wolfgang Schumann an alten Fahrzeugen, reparierte Elektrogeräte, Radios und Fernsehapparate von Freunden. Nachdem er sich für die Fachrichtung Geophysik an der Bergakademie Freiberg beworben hatte, stellte er während eines Praktikums beim VEB Geophysik fest, dass er seinen Berufswunsch, im Gerätebau zu arbeiten, nur als Schwachstrom- und Hochfrequenztechniker verwirklichen könne. Sein Antrag auf Hochschul- und Studienwechsel wurde kurzfristig bewilligt. An der Technischen Universität Dresden erhielt er einen Studienplatz für das Fach „Elektrischer und mechanischer Feingerätebau“. Aus seiner Abschlussbeurteilung vom 3. November 1970 geht hervor, dass Schumann in allen Fächern gute Leistungen erbrachte. Seit dem zweiten Studienjahr erhielt er auch Leistungsstipendien. In seiner Studienbeurteilung heißt es: „Besondere Aktivität entwickelte er bei Studien- und Praktikumsvorbereitungen innerhalb seiner Studiengruppe und bei Prüfungsvorbereitungen im Rahmen der Seminargruppe. Hier ist er ständig bemüht, mit seinem Wissen schwächeren Kommilitonen zur Seite zu stehen und somit den Leistungsdurchschnitt der Seminargruppe zu heben.“ Schumann galt als „ruhig und ausgeglichen“. Während seines Studiums leistete er seinen auf zwölf Wochen verkürzten Wehrdienst ab. In einem Campinglager seiner Universität lernte er eine Kommilitonin kennen, die er im September 1971 heiratete. In diesem Jahr schloss er auch sein Studium als Diplom-Ingenieur ab. Kurz darauf, im Oktober 1971, erhielt er eine Stelle als Elektroingenieur in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des VEB Plastmaschinenwerkes Freital.
Ein Jahr nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter im Jahre 1975 trennten sich die Eheleute. Sie wohnten aber zunächst mangels einer Alternative weiterhin zusammen. Wolfgang Schumann trug sich schon länger mit dem Gedanken, die DDR zu verlassen. Unter Berufung auf die Schlussakte von Helsinki stellte er Anfang Dezember 1976 einen Antrag auf Übersiedlung in die Bundesrepublik. Die prompte Ablehnung erfolgte nach drei Wochen. Einen gut ausgebildeten Ingenieur wie Wolfgang Schumann wollten die DDR-Behörden nicht an den Westen verlieren. Gleichwohl bekam er die ersten Auswirkungen des Übersiedlungsantrages zu spüren. Er verlor seine Stelle in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung und kam als Instandhaltungsingenieur für elektrische Anlagen in einen anderen Betriebsbereich.
Nach der Ablehnung des Ausreiseantrags versuchte Schumanns westdeutscher Onkel erfolglos, dem Anliegen seines Neffen mit Hilfe des Bundesministeriums für innerdeutsche Angelegenheiten Geltung zu verschaffen. Daraufhin schmiedete Schumann einen außergewöhnlichen und riskanten Fluchtplan: Im Öltank einer Spritzgussmaschine zur Herstellung von Kunststoffteilen wollte er sich selbst in den Westen schmuggeln. Sein Betrieb in Freital (Sachsen) exportierte solche Maschinen auch nach Kaufbeuren (Bayern). Die knapp 6,40 Meter lange Spritzgussmaschine Typ KuASY 800/250 war mit einem 1,60 mal 1,02 mal 0,54 Meter großen Öltank ausgestattet. In diesem Versteck, glaubte der Elektro-Ingenieur und Höhlenforscher, könne er die DDR-Grenze sicher überwinden.
Wolfgang Schumann vertraute sich einigen befreundeten Höhlenforschern an, die vergebens versuchten, ihn von dem waghalsigen Vorhaben abzubringen. Seinen Familienangehörigen verschwieg er das Fluchtvorhaben, das er während seines zweiwöchigen Urlaubs in die Tat umsetzte. Am Montag, dem 26. September 1977, kehrte Wolfgang Schumann nicht aus dem Urlaub an seine Arbeitsstelle zurück. Gegenüber seinem Betrieb legte ein eingeweihter Freund falsche Spuren, indem er telefonisch mitteilte, Schumann liege nach einem Unfall mit gebrochenem Bein im Krankenhaus. Kurze Zeit später ging im Betrieb sogar ein Krankenschein für Schumann ein, der sich später als gefälscht herausstellte. Die manipulierte Krankschreibung stammte nach Auffassung der Ermittler des Staatssicherheitsdienstes vermutlich von Schumann selbst. Auch Schumanns Mutter wartete vergeblich auf die Rückkehr ihres Sohnes aus dem Urlaub. Als er sich nach einer Woche noch immer nicht gemeldet hatte, gab sie eine Vermisstenanzeige bei der Volkspolizei auf.
Als Mitarbeiter des VEB Plastmaschinenwerkes kannte Wolfgang Schumann den Liefertermin der für die Firma Schlotter KG in Kaufbeuren bestimmten Spritzgussanlage. Sie hatte zum Zeitpunkt seines Urlaubbeginns bereits die Produktion verlassen und stand in einer Halle zur technischen Überprüfung. Dort bestieg Schumann vermutlich den Öltank. Er verpackte seine wichtigsten Dokumente in Plastikfolie, versorgte sich mit Proviant und Wasser für einige Tage und verstaute alles zusammen mit einer Gasmaske, einer Aktentasche, einer Luftmatratze und einem Schlafsack im Inneren des Tanks. Um seine Sauerstoffversorgung sicherzustellen, brachte er am Einfüllstutzen des Öltanks einen Plastikschlauch an. Ein Handbohrer, den er ebenfalls mitnahm, sollte ihm den selbstständigen Ausstieg ermöglichen. Beim Einstieg und Verschließen des Tankdeckels half vermutlich einer seiner eingeweihten Freunde.
Der Export der Maschine verlief indes nicht wie vorgesehen. Da die Spritzgussmaschine auf dem Waggon sich aus der Verankerung löste, wurde er noch in der DDR auf ein Abstellgleis rangiert und erreichte erst nach Behebung der Mängel am 10. Oktober 1977 den Zielbahnhof in Kaufbeuren. Der für die Inbetriebnahme der Anlage zuständige Werksmonteur aus Freital traf erst am 30. Oktober im bayerischen Kaufbeuren ein. Als er am 7. November 1977 schließlich die Anlage zum Probelauf startete, traten Probleme auf, die sich zunächst nicht klären ließen. Um die Maschine herum hatten Beschäftigte der Schlotter KG bereits Tage zuvor einen üblen Geruch wahrgenommen. Nun fasste der Tank weniger Öl als vorgesehen, und die Ölpumpe startete nicht ordnungsgemäß. Der DDR-Werksmonteur baute sie deswegen aus und entdeckte als Grund der Verstopfung einen Plastikbeutel und Kleidungsstücke. Daraufhin ließ er das Öl aus dem Tank pumpen und machte in dessen Innenraum eine grausige Entdeckung, die bei ihm einen derart schweren Schock auslöste, dass er zusammenbrach und erst nach einwöchiger Behandlung in die DDR zurückkehren konnte.
Das Gerichtsmedizinische Institut in München obduzierte den Leichnam von Wolfgang Schumann. Der genaue Todeszeitpunkt konnte nicht festgestellt werden. Da seine Armbanduhr mit Datumsanzeige stehengeblieben war und er seine Verpflegung nicht angerührt hatte, liegt es nahe, dass Wolfgang Schumann kurz nach dem Einstieg in den Tank wegen mangelnder Sauerstoffzufuhr erstickt ist. Während der tragisch gescheiterte Fluchtversuch Schumanns durch die Berichterstattung in westdeutschen Medien auch in der DDR für Gesprächsstoff sorgte, versuchte der Staatssicherheitsdienst vergeblich herauszufinden, wie Schumann in den Öltank gelangt war und wer ihn dabei unterstützt hatte. Nach der Überführung seiner Leiche in die DDR wurde Wolfgang Schumann am 25. November 1977 in seiner Heimatstadt Dresden beigesetzt.