Der aus Stixe stammende 15-jährige Schüler Rainer Balhorn verabredete sich mit seinem 14-jährigen Freund Reinhard B. zur Flucht in die Bundesrepublik, die sie allerdings nicht vor ihrem 18. Lebensjahr unternehmen wollten. Rainer Balhorn hatte eine Tante in der Bundesrepublik. Er kannte sie zwar nicht persönlich, war aber trotzdem davon überzeugt, dass diese ihn und seinen Freund im Falle einer gelungen Flucht vorerst bei sich aufnehmen würde. Offenbar stand für die beiden Schüler von Anfang an fest, über die Elbe schwimmend zu flüchten. Um seine Kondition zu verbessern, trainierte Reinhard B. oft und lange im Wasser.
Die pubertierenden Jungen entschlossen sich jedoch kurzfristig dazu, noch vor dem Wintereinbruch 1970 die geplante Flucht in die Tat umzusetzen. Möglicherweise spielten Probleme im Elternhaus eine Rolle bei dieser Entscheidung. Heimlich packten sie einige Kleidungsstücke, persönliche Dinge und ihre FDJ-Ausweise in Plastiksäcke und versteckten sie am 16. Dezember 1970 im freien Gelände zwischen ihrem Heimatort Stixe und der Elbe. Tags darauf verließen sie ihre Elternhäuser, um – wie gewohnt – mit den Fahrrädern zur Schule in den Nachbarort Kaarßen zu fahren. Unterwegs stellten sie die Fahrräder ab und gingen auf ihrem Weg zur Elbe zunächst um den Stixer See, um bei der Kaarßer Schleuse die Krainke (Nebenfluss) zu überqueren, die durch den Stixer See fließt. Bis nach Prilipp bewegten sich die beiden Schüler durch ein weites Wiesengelände. In der Ortschaft angekommen, versteckten sie sich eine Zeit lang in einem Maschinenschuppen. Mit anbrechender Dunkelheit gegen 16 Uhr suchten sie das Versteck mit den Plastiksäcken auf. Bei Prilipp wollten sie an die Elbe gelangen. Auf dem Weg zum Fluss kamen sie an einem einzelnen Haus vorbei, dessen Bewohner beim Anblick der beiden Jugendlichen mit ihren Plastiksäcken deren Vorhaben richtig eingeschätzt hatte und ihnen daher fragend zurief, ob sie denn vorhätten „abzuhauen“. Daraufhin rannten die beiden schnell zurück in Richtung Hinterland, schlugen einen Bogen und gelangten schließlich zwischen den Ortschaften Prilipp und Bitter an die Elbe. Dort verbanden sie die beiden Plastiksäcke mit einer Leine und stiegen gegen 18 Uhr etwa bei Elbkilometer 525 – sich an der Leine haltend – in das eiskalte Wasser. Die Elbe hatte zu diesem Zeitpunkt eine Wassertemperatur von 5 °C und führte mittleres Hochwasser. Jacken und Schuhe hatten sie vorher ausgezogen und nur noch ihre Trainingsanzüge anbehalten. Etwa in Strommitte bemerkten sie, dass die Plastiksäcke voll Wasser liefen und sie beim Schwimmen stark behinderten. Daher trennten sie sich von ihren Sachen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte Rainer Balhorn bereits Ermüdungserscheinungen. Er könne nicht mehr, klagte er seinem Freund. Da der kräftiger und im Schwimmen trainierter war, forderte er den Erschöpften auf, sich an seinen Schultern festzuhalten und sich mitziehen zu lassen. Auf diese Weise gelangten beide schließlich an das West-Ufer der Elbe. Reinhard B. legte seinen erschöpften Freund im Schilfgelände am Ufer ab und schleppte sich etwa einen Kilometer weiter bis zur Elbuferstraße.
Erst gut zwei Stunden später, gegen 20 Uhr, entdeckte ein Autofahrer an der Elbuferstraße zwischen Hitzacker und Tießau einen völlig durchnässten Jungen, der frierend am Straßenrand saß. Der Autofahrer nahm ihn mit nach Tießau, wo er versorgt wurde. Die von der örtlichen Zolldienststelle gegen 21 Uhr am Elbufer eingeleitete Suchaktion verlief zunächst ergebnislos. Da Reinhard B. völlig erschöpft war, hatte er die Stelle, an der er Rainer Balhorn zurückgelassen hatte, nicht genau beschreiben können. Um das von Büschen und Schilfgras überwucherte Elbe-Vorgelände zu durchkämmen, war eine größere Zahl von Helfern erforderlich. Zur Verstärkung der Beamten des Zollkommissariats und der beteiligten Einwohner von Hitzacker wurden der Bundesgrenzschutz, die Polizei, die Feuerwehr und der Katastrophenschutz alarmiert. Ab etwa 22 Uhr kamen weitere Suchtrupps mit ca. 150 Helfern und auch Boote von der Wasserseite zum Einsatz. Nachdem er etwas zu Kräften gekommen war und seinen Kälteschock überwunden hatte, konnte Reinhard B. eine präzisere Beschreibung jener Stelle abgeben, wo er sich mit seinem Freund an Land geschleppt hatte. Schließlich fand man Rainer Balhorn gegen 0.20 Uhr etwa 500 Meter vom Elbe-Ufer entfernt. Er lag bewegungslos im Schilfgras in der Nähe eines Wassergrabens. Trotz sofortiger Erster Hilfe und Notversorgung starb der 15-Jährige während der Überführung in das Krankenhaus Dannenberg an Unterkühlung und Entkräftung. Seine Leiche wurde am 21. Dezember 1970 den DDR-Behörden beim Grenzzollamt Horst übergeben.
Seit dem 1. Dezember 1993 gehören die erwähnten Orte des tragischen Geschehens vom Dezember 1970 – die Gemeinden Stixe, Kaarßen, Prilipp und Bitter –, die bis zum Kriegsende traditionell auf hannoverschem Gebiet lagen, nicht mehr zu Mecklenburg-Vorpommern, sondern auf eigene Entscheidung als Teil des Amtes Neuhaus zum niedersächsischen Landkreis Lüneburg.