In Folge der Beneš-Dekrete musste Rudi Fiedler 1946 mit seiner Mutter und seinem Bruder aus Voitsdorf (ČSR, heute: Fojtovice, Tschechien) nach Roßlau in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) umziehen. Die Mutter starb 1948 nach langer schwerer Krankheit, sein Vater, der bis 1939 im böhmischen Voitsdorf als Motorenschlosser gearbeitet hatte, war im Krieg gefallen. Rudi Fiedler begann in Voitsdorf nach der Mittelschule eine Schlosserlehre, die er infolge der Vertreibung nicht beenden konnte. In Roßlau erhielt er zunächst eine Stelle bei der Reichsbahn als Zugmelder und Telegrafist. Auf der Schiffswerft in Roßlau konnte er 1952 seine in der ČSR begonnene Lehre als Maschinenschlosser mit der Gesellenprüfung abschließen. Er war jungverheiratet, seine Frau Gerda gebar 1951 die gemeinsame Tochter Christa. Als es zu Unstimmigkeiten mit den Schwiegereltern und seiner Frau kam, verließ Rudi Fiedler im Frühjahr 1953 die DDR. Er begab sich zunächst nach West-Berlin. Nach dem Aufnahmeverfahren und den Befragungen durch die Westalliierten wurde er nach Hannover ausgeflogen. Von dort aus reiste er mit dem Zug nach Worms, wo er eine ihm vermittelte Arbeitsstelle als Maschinenschlosser antrat. Doch in der Pfalz litt er binnen Kurzem unter Heimweh und hatte Sehnsucht nach seiner Familie. Im September 1953 kehrte er reumütig zu seiner Frau in die DDR zurück. Sie brachte 1955 die zweite gemeinsame Tochter Bärbel zur Welt. Doch auch diesmal währte das Familienglück nicht lange. Zwischen den Eheleuten kam es immer wieder zu Zwistigkeiten, da Rudi Fiedler Beziehungen zu anderen Frauen unterhielt und bald auch noch für ein uneheliches Kind Unterhalt zu zahlen hatte.
Nach seiner Rückkehr in die DDR arbeitete Fiedler zunächst wieder bei der Reichsbahn, dann seit März 1954 im Deutschen Schiffahrts- und Umschlagbetrieb (DSU) Magdeburg als Schiffsheizer. Im April 1955 erhielt sein „Kollektiv des Dampfers Schwarzburg“ die Auszeichnung als bester Dampfer des DSU und Rudi Fiedler persönlich eine Sonderprämie. Seine betrieblichen Beurteilungen fielen gut aus, er galt als ruhig und hilfsbereit. Im Juni 1956 wechselte er erneut zur Reichsbahn, die ihn als Wagenmeister einsetzte. Im November 1957 trat er als Kandidat in die SED- Betriebsgruppe ein.
Den Überlieferungen des DDR-Staatssicherheitsdienstes zufolge muss Rudi Fiedler sprachbegabt gewesen sein. Er spreche Englisch, Französisch und Tschechisch, heißt es in einem Untersuchungsvorgang des MfS, das ihn 1958 nach einer vagen Denunziation der Spionage verdächtigte und unter dem Vorgangsnamen „Hamburg“ mehrere Monate überprüfte und beobachtete. Einem Informanten der Volkspolizei war gerüchteweise zu Ohren gekommen, Fiedler unterhalte Kontakte nach Hamburg und verfüge über Geldmittel unklarer Herkunft. Die daraufhin durch die Stasi eingeleitete Postüberwachung, Kontenüberprüfung und intensive „Beobachtung durch Inoffizielle Kräfte“ verlief jedoch ohne Ergebnis. Es gab weder Kontakte nach Hamburg, noch größere Geldbeträge auf der Sparkasse. Auch die Vernehmung durch einen MfS-Offizier brachte keine Hinweise auf eine „Feindtätigkeit“. Das MfS stellte deswegen die Untersuchung nach wenigen Monaten wieder ein.
Am 25. Mai 1968 griffen Transportpolizisten Rudi Fiedler auf dem Bahnhof Adorf nahe der tschechoslowakischen Grenze auf. Er wollte sie im Raum Adorf/Oelsnitz überqueren und gab in der Vernehmung an, er habe sich nach Streitigkeiten mit seiner Frau auf den Weg in den Westen gemacht. Am 4. März 1970 versuchte er bei Ilsenburg im Harz erneut eine Grenzüberquerung. Eine Streife der Grenztruppen entdeckte ihn im Fünf-Kilometer-Sperrgebiet und nahm ihn fest. Man brachte ihn zur Untersuchungshaft in das Volkspolizeikreisamt Wernigerode. Am folgenden Tag nahm er sich in einer Zelle des Volkspolizeikreisamtes Wernigerode, drei Wochen nach seinem 40. Geburtstag, das Leben.