Der 26-jährige Ofensetzermeister Siegfried Henike aus Oppeln vergnügte sich am sommerlichen Samstagabend des 6. Juli 1968 auf einer Tanzveranstaltung im Nachbarort Riebau. Nach dem Ende der Veranstaltung gegen 1 Uhr zog er mit zwei Bekannten weiter, um in der Wohnung des einen, es handelte sich um einen Politoffizier der Grenztruppen, in kleiner Runde weiter zu feiern. Nachdem auch dieser gesellige Ausklang sein Ende gefunden hatte, machte sich Henike auf den Heimweg. Nach Aussage der Mutter habe der Politoffizier ihren Sohn noch bis zum Ortsausgang Riebau begleitet. Von dort verliert sich jede Spur. Siegfried Henike muss weitere eineinhalb Kilometer in Richtung Norden, zu den Grenzsperranlagen, gelaufen sein.
Am nächsten Morgen begannen Siegfried Henikes Eltern Nachforschungen nach ihrem Sohn anzustellen. Sie befragten Anwohner im Heimatort Jeebel und gaben schließlich eine Vermisstenanzeige auf. Am Mittag des 8. Juli 1968 veranlasste der Stab des Grenzregiments 24 eine Überprüfung der Grenzsperranlagen, die jedoch ergebnislos blieb. Eine Verletzung der Grenze in den entsprechenden Abschnitten war nicht feststellbar. Erst vier Wochen später, am 2. August 1968, bemerkten Grenzsoldaten während ihrer Ausbildungsübungen in jenem Abschnitt der Jeebeler Waldschneise einen starken Verwesungsgeruch. Daraufhin erfolgte eine erneute Prüfung der Sperranlagen. Innerhalb des Doppelzaunes auf dem Minenfeld entdeckten Grenzsoldaten eine bereits stark verweste Leiche. Es handelte sich um die sterblichen Überreste von Siegfried Henike. Durch den starken Unkrautbewuchs vor und in der Drahtminensperre war die Fundstelle des Leichnams zuvor nicht einsehbar gewesen.
Der Bürgermeister der Gemeinde teilte den Hinterbliebenen am gleichen Tag den Tod ihres Sohnes im Minengürtel mit. Zunächst bezweifelten seine Angehörigen, dass Siegfried Henike durch eine Minenexplosion verunglückt war. Mehrere Einwohner des Heimatdorfes gaben an, in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1968 Schüsse von der nahen Grenze gehört zu haben. Zudem soll Henike auch gewusst haben, dass die Grenze vermint war. Deshalb ging das Gerücht um, er sei erschossen und dann über den Zaun geschafft worden, um die Tat zu vertuschen. Die Untersuchung der Leiche beseitigte jedoch die Zweifel über die Todesumstände. Die Minenexplosion riss Siegfried Henike den linken Fuß ab und führte zu weiteren schweren Verletzungen an seinem linken Bein. Der Tod trat durch Verblutung infolge der Verletzungen ein. Zeichen anderer Gewalteinwirkung wurden von den Obduzenten nicht festgestellt. Am 12. August 1968 sollten die Eltern ihren verstorbenen Sohn identifizieren. Seine sterblichen Überreste durften sie jedoch nicht mehr sehen. Man legte ihnen zur Identifikation lediglich seine Uhr und seine Manschettenknöpfe vor. Die Beisetzung Siegfried Henikes fand am 15. August 1968 statt.
In der Nacht des Verschwindens von Siegfried Henike war ein Gewitter über die Gegend gezogen, möglicherweise nahmen deshalb weder Anwohner noch Grenzwachen die Minendetonation wahr. Die strafrechtlichen Ermittlungen in den 1990er Jahren bestätigten das Ergebnis der Obduktion von 1968. Ob Siegfried Henike aufgrund von angeblichen Zwistigkeiten mit seinen Eltern die Grenzanlagen überwinden und in die Bundesrepublik gelangen wollte oder alkoholisiert in das Minenfeld lief, konnte nicht geklärt werden. Im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in den 1990er Jahren wurde der damalige stellvertretende Kommandeur und Stabschef der 5. Grenzbrigade wegen Beihilfe zu versuchtem Totschlag zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt.