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Biografisches Handbuch

Manfred Hube

geboren am 5. Februar 1941 in Preußisch Holland (heute: Pasłęk, Polen) | ertrunken am 15. September 1967, geborgen am 19. September 1967 | Ort des Vorfalls: Elbe bei Lütkenwisch (Brandenburg)
BildunterschriftManfred Hube
BildquellePrivat, Christiane Köhn
Quelle: Privat, Christiane Köhn
Während eines Arbeitseinsatzes in Lütkenwisch entschloss sich der 26-jährige Manfred Hube über die Elbe in die Bundesrepublik zu flüchten. Er unterschätzte die Gefährlichkeit seines Vorhabens und ertrank, noch bevor ihn ein Motorboot des niedersächsischen Zolls retten konnte.

Manfred Hube lebte mit seiner Ehefrau und seinen vier Kindern in Leussow (Landkreis Ludwigslust-Parchim). Er war in seinem Wohnort sehr beliebt, spielte Fußball und war Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr. Ein Eigenheim, in das der 26-Jährige viel Arbeit steckte, war fast fertiggebaut. Daran, die DDR zu verlassen, dachte er offensichtlich nicht. Einladungen seiner Geschwister, zu ihnen in die Bundesrepublik bzw. in die USA zu kommen, lehnte er ab. Als Maler der PGH „Universal“ Eldena arbeitete er auch im Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze. Für diese meist mehrtägig angesetzten Einsätze verfügte er über einen Passierschein. So führte er auch am 14. September 1967 mit einem Kollegen in Lütkenwisch Malerarbeiten im dortigen Gemeindehaus aus. Abends verdienten sich die Beiden bei einem Bauern ein Zubrot.

Zu dem, was dann in der Nacht zum 15. September geschah, halten ein Fernschreiben des Staatssicherheitsdienstes und die Tagesmeldung der Grenztruppen fest, dass die Männer während der Arbeit alkoholische Getränke zu sich genommen hätten. Nach einem Streit, zu dem es am Abend zwischen Manfred Hube und einer Bekannten aus Lütkenwisch gekommen sei, habe dieser sich spontan entschlossen, über die Elbe in die Bundesrepublik zu flüchten. Unbemerkt sei er kurz nach Mitternacht ans Elbufer gelangt und in den Fluss gestiegen.

Da zu dem Fall keine weitergehenden Ermittlungsunterlagen überliefert sind, ist der Wahrheitsgehalt dieser Angaben kritisch zu bewerten. Es bleibt ungewiss, was in dieser Nacht tatsächlich geschah, zumal eine Flucht in den Westen dem Charakter und der Lebensperspektive Manfred Hubes widersprochen hätte und Einwohner von Lütkenwisch vom Streit eines Mannes mit Grenzsoldaten berichteten, der schließlich in eine Schlägerei eskalierte.

Aus dem Lagebericht des niedersächsischen Zolls für den Monat September 1967 geht hervor, dass in der Nacht vom 14. zum 15. September eine Zollgrenzdienst-Streife vor Schnackenburg Hilferufe von der Elbe her vernahm. Um den in Not Geratenen zu retten, suchte ein Motorboot sofort den Fluss ab. Doch die Suche blieb ergebnislos. Fünf Tage später, am 19. September 1967, bargen Zollbeamte 13 Kilometer weiter flussabwärts bei Vietze die Leiche von Manfred Hube. Nach der Rückführung der Asche des Verstorbenen fand die Urnenbeisetzung in Leussow statt.


Biografie von Manfred Hube, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/158-manfred-hube/, Letzter Zugriff: 29.03.2024