Der im Wilhelmshavener Stadtteil Bant aufgewachsene Kaufmann Oskar Johannes Fertig eröffnete 1927 in Friedrichroda einen Drogerie- und Süßwarengroßhandel. Im Juli 1937 heiratete er die im gleichen Ort wohnende Hildegard Ißleib.
Eine Doppelstreife des Grenzpolizei-Kommandos Rustenfelde entdeckte am 9. Juni 1950 gegen 16 Uhr in der Gemarkung Hohengandern einen Mann, der sich in Richtung der hessischen Grenze bewegte. Die Volkspolizeiwachtmeister nahmen seine Verfolgung auf und versuchten, ihn durch Pfeifsignale und einen Warnschuss vor der Demarkationslinie zu stoppen. Da der Mann die Grenze schon fast erreicht hatte, befahl der Postenführer, gezielt auf ihn zu schießen. Ein Geschoss traf den Flüchtenden in den Rücken. Als die vier Grenzpolizisten den auf freiem Feld zusammengebrochenen Mann erreichten, lebte er wahrscheinlich schon nicht mehr. Es handelte sich um den Drogisten Oskar Fertig aus Friedrichroda. Sein Totenschein enthält die Eintragung: „Schußverletzung Lungendurchschuß, Tod durch Verbluten, beim illegalen Grenzübertritt erschossen“.
Oskar Fertig befand sich am Nachmittag des 9. Juni 1950 vermutlich auf dem Weg zu seiner Mutter nach Wilhelmshaven. Da er keinen Interzonenpaß besaß, versuchte er, bei Hohengandern im thüringischen Eichsfeld ohne Genehmigung über die Grenze zu kommen. Die nach der Wiedervereinigung aufgenommenen Ermittlungen zum Todesfall blieben ergebnislos, da sich keine Hinweise auf die Personalien der vier an dem Zwischenfall beteiligten Grenzpolizeiwachtmeister fanden.