Heinz Polifka wurde am 8. Dezember 1953 in Halle (Saale) geboren. Sein Vater arbeitete als Betriebsökonom im „HO Waren des täglichen Bedarfs“, seine Mutter war Kassiererin im örtlichen „Centrum Warenhaus“. Heinz Polifka hatte noch zwei Schwestern. Von 1960 bis 1967 besuchte er die allgemeinbildende polytechnische Schule, dann wurde er zur Erweiterten Oberschule delegiert, um die Hochschulreife zu erreichen. Mit einem Abschluss der 10. Klasse verließ er diese jedoch wieder und begründete seinen Schritt mit seinem „großen Interesse an der Praxis“. Da alle Lehrstellen mit Abitur bereits vergeben waren, nahm er eine Ausbildung zum Elektromonteur im VEB Waggonbau Ammendorf auf und besuchte abends die Abiturstufe der Volkshochschule. Lehrbetrieb und VHS bescheinigten ihm „teilweise überdurchschnittliche Leistungen“ und einen „positiven Einfluß auf die Kollektivbildung“. Kritisch wurde angemerkt, er habe sich nicht zum „Ehrendienst als Soldat auf Zeit oder Offizier in den Reihen der NVA“ bereit erklärt. Ausbildung und Abiturlehrgang endeten im Sommer 1972, seine Reifeprüfung legte Heinz Polifka „mit Auszeichnung“ ab. Bereits am 26. September 1971 hatte er sich für das Studienjahr 72/73 zum Studium der Technischen Kybernetik an der Technischen Universität Dresden beworben. Am 2. September 1972 wurde er dort für die Grundstudienrichtung Elektroingenieurwesen immatrikuliert. Auch während des Studiums lagen seine Leistungen über dem Durchschnitt der Studiengruppe, lediglich seine Arbeit als Kulturfunktionär bewertete die FDJ-Kreisleitung als verbesserungswürdig. Er erhielt ein Stipendium von 230 Mark und wohnte in einem Studentenwohnheim. Sein Zeugnis als Diplomingenieur erhielt Heinz Polifka am 15. September 1976, er hatte die Fachrichtung Informationstechnik belegt und mit dem Gesamtprädikat „gut“ abgeschlossen. Seine erste Arbeitsstelle sollte er am 11. Oktober 1976 im VEB Starkstromanlagenanlagenbau Halle antreten.
An der Technischen Universität Dresden lernte Heinz Polifka auch seine spätere Ehefrau kennen, die hier ebenfalls ein Diplomingenieursstudium absolvierte. 1979 heirateten beide und bekamen einen Sohn Die Familie wohnte zur Untermiete in einem Zimmer, das zur Wohnung einer Tante Heinz Polifkas gehörte. Er arbeitete zunächst beim Zentralinstitut für Schweißtechnik, dann wurde er Tontechniker in einem Puppentheater und kam spätestens 1979 zum VEB Ultraschalltechnik Halle.
Am 3. Juni 1980 stellten beide Ehepartner einen Reiseantrag für einen Campingurlaub, den sie vom 18. bis zum 26. August 1980 in Budapest verbringen wollten. Doch kurz vor Reiseantritt bestand Heinz Polifka darauf allein nach Budapest zu fahren. Am Abend des 19. August packte er sein Reisegepäck und verließ am nächsten Morgen die Wohnung. Er wollte mit dem Zug von Halle nach Berlin fahren und dort ein Flugzeug nach Ungarn nehmen. Seitdem blieb Frau Polifka ohne ein Lebenszeichen ihres Mannes.
In Budapest begegnete ein Arbeitskollege zufällig Heinz Polifka. Er unterhielt sich kurz mit ihm, wobei Polifka erklärte, dass er bei Bekannten untergekommen sei. Vier Tage später inhaftierte ihn die jugoslawische Miliz, da er die ungarisch-jugoslawische Grenze ohne Pass überschritten hatte, sich also illegal im Land aufhielt. Er sollte eine zehntägige Haft im Gefängnis von Bjelovar verbüßen. Den damaligen Regelungen entsprechend, hätte sich Polifka anschließend mit der konsularischen Vertretung der Bundesrepublik in Verbindung setzen können, um die nötigen Papiere für eine Weiterreise nach Westdeutschland zu erhalten. Es ist gut möglich, dass ihm dies nicht bekannt war und er vielmehr seine Rückführung in die DDR befürchtete, wo ihm Verhöre und Gefängnis drohten.
Am 29. August erhielt Frau Polifka Besuch von einem Kollegen ihres Mannes, der fragte, weshalb dieser nicht zu Arbeit erscheine. Heinz Polifka habe nur bis zum 26. August Urlaub erhalten. Als ihr Mann am 4. September noch nicht zurückgekehrt war, gab sie beim Volkspolizeikreisamt Halle eine Vermisstenanzeige auf. Sie schilderte dort, wie ihr Ehemann einen gemeinsamen Urlaub abgelehnt und allein nach Ungarn gereist sei. Der Polizist fragte, ob ihr Mann jemals Fluchtabsichten geäußert habe. Dies konnte sie verneinen.
Am 5. September 1980 wurde Heinz Polifka gegen 10 Uhr vormittags stranguliert in seiner Zelle aufgefunden, der 26-Jährige hatte vor seinem Tod einen Abschiedsbrief geschrieben. Am nächsten Tag wurde die Leiche obduziert. In seinem Gutachten stellte der Arzt Dr. Gorkić Savo keinerlei Zeichen äußerer Gewalt fest, die gegen einen Suizid sprächen. Jugoslawische Behörden informierten am 8. September das DDR-Generalkonsulat in Zagreb über den Todesfall. Dieses schickte eine Meldung an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA) in Berlin, das sich daraufhin an den Rat der Stadt Halle wandte. Am Morgen des 11. September ging dort ein Fernschreiben ein, in dem das MfAA über den Suizid Polifkas informierte und bat, die Witwe zu befragen, ob sie eine Einäscherung oder Überführung der Leiche wünsche, und zur Kostenübernahme bereit sei. Der Rat der Stadt informierte daraufhin die Kriminalpolizei, die wiederum die Kreisdienststelle des MfS in Kenntnis setzte. Bevor Frau Polifka der Tod ihres Ehemannes mitgeteilt wurde, lud die Polizei sie zur „Klärung eines Sachverhaltes“ im Rahmen ihrer Vermisstenanzeige in das Volkspolizeikreisamt vor. Hier wurde sie zu ihren familiären und ehelichen Verhältnissen, zur Persönlichkeit von Heinz Polifka, seiner Ausbildung und Arbeitssituation, seiner sozialen Einbindung und schließlich zu den Tagen vor der Ungarnreise und nochmals zu möglichen Äußerungen über Fluchtabsichten befragt. Erst am nächsten Tag überbrachte eine Standesbeamtin Frau Polifka die Nachricht vom Tod ihres Mannes. Er sei im Krankenhaus von Bjelovar gestorben, über die Todesursache könne sie keine Auskunft geben. Frau Polifka sprach sich gegen eine Einäscherung der Leiche ihres Mannes aus und gab eine Leichenüberführung in Auftrag.
Noch 1975 hatte die FDJ-Leitung der Technischen Universität Heinz Polifka als „aufrichtig, zuverlässig und mit einem ausgeprägten Selbstbewußtsein“ beschrieben. Sein Einsatz zur Betreuung eines ausländischen Kommilitonen sei „vorbildlich“ gewesen. „Er ist ein angesehenes Kollektivmitglied und ist jederzeit bereit, schwächere Kommilitonen zu unterstützen.“ Weil er versucht hatte aus der DDR zu flüchten, ging er nun als „verschlossener und egoistischer Mensch“, der vor allem seine persönlichen Interessen verfolge, in die Akten des Staatssicherheitsdienstes ein.
Am 26. September übersandte das Generalkonsulat in Zagreb dem MfAA zur Weiterleitung an die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin den Obduktionsbericht, den Abschiedsbrief Heinz Polifkas und vier Fotos. Ursula Gott, Hauptreferentin in der Abteilung Konsularische Angelegenheiten, bot das Material zunächst dem MfS an, das aber kein Interesse zeigte. Als die Leiche von Heinz Polifka am 2. Oktober 1980 auf dem Gertraudenfriedhof in Halle beigesetzt wurde, erhielt Frau Polifka erstmals Einsicht in die jugoslawische Sterbeurkunde, doch auch hier war keine Todesursache vermerkt. Sie bat deswegen Verwandte in Westdeutschland, bei der Bundesregierung Nachforschungen zu dem Todesfall anzuregen. Ihr Onkel und ihre Tante wandten sich daraufhin am 3. und 8. Oktober 1980 an das Ministerium für Innerdeutsche Beziehungen (BMB), da sie es für möglich hielten, „daß Herr Polifka von Ungarn aus einen Fluchtversuch nach Jugoslawien unternommen haben könnte“. Das BMB leitete die Anfrage an das Auswärtige Amt weiter und ersuchte „um Prüfung, ob in Jugoslawien geeignete Informationen beschafft werden können“. Frau Polifka schrieb ihrerseits am 8. Oktober an das DDR-Außenministerium und verlangte die Auskunft, „auf welche Weise mein Mann so früh sterben mußte“. Sie wolle das auch für ihr Kind wissen, zudem sei es ein Anliegen der Kirchengemeinde Heinz Polifkas. Nach Rücksprache mit dem MfS antwortete ihr am 24. Oktober der Leiter der Konsularabteilung Peter Krause, dass das Außenministerium keine Auskünfte zum Tod ihres Mannes geben könne. Sie solle sich an die Bezirksstaatsanwaltschaft Halle wenden. Diese hatte zwischenzeitlich die aus Zagreb übermittelten Unterlagen erhalten und am 20. Oktober an die Staatssicherheit weitergegeben. Am selben Tag hatte das MfS dem Bezirksstaatsanwalt Kopien der Vermisstenanzeige, des Vernehmungsprotokolls und weiterer Ermittlungsunterlagen übersandt. Man war in der Hallenser Staatsanwaltschaft also allseitig informiert, als am 11. November Frau Polifka in Begleitung eines Pfarrers in der Sprechstunde erschien. Sie legte das Schreiben des Außenministeriums mit dem Verweis auf die Bezirksstaatsanwaltschaft vor und wollte wissen, wie ihr Ehemann zu Tode kam. Staatsanwalt Schmidt gab die Auskunft, dass Heinz Polifka durch einen Suizid gestorben sei, er habe sich stranguliert. Anzeichen für eine Einwirkung Dritter habe es nicht gegeben. Die Aktennotiz zu dem Gespräch endet mit der Bemerkung: „Frau Polivka [!] wollte alle Einzelheiten wissen, wie und wo er die Handlung begangen hat. Dieses Anliegen wurde abgelehnt.“