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Biografisches Handbuch

Frank Cwiertnia

geboren am 10. Januar 1966 in Wittstock/Dosse | ertrunken am 18. August 1985 | Ort des Vorfalls: Ostsee (Lübecker Bucht)
Frank Cwiertnia hat im August 1985 als Matrose der 8. Grenzkompanie Brook während seiner Dienstzeit als Matrose versucht, die DDR durch die Lübecker Bucht schwimmend zu verlassen und ist dabei ums Leben gekommen.

In der Nacht vom 17. auf den 18. August 1985 wurde der Matrose der 8. Grenzkompanie Brook, die Teil des 6. Grenzbatallions der 6. Grenzbrigade Küste war, um 01:45 auf der Toilette in der Kaserne „festgestellt“, wie es in einem einen Tag später an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Berlin geschickten Schreiben hieß. Dieser Matrose war Frank Cwiertnia, der aus Wittstock an der Dosse stammte und er gab an, schon den ganzen Abend an Magenschmerzen zu leiden. Kurz darauf sprang er aus dem Fenster des Waschraumes seiner Kaserne in Brook und machte sich auf den Weg in Richtung Ostsee. Er trug nur seinen Schlafanzug und Turnschuhe, trotzdem schlug er sich bis an die Ostseeküste zwischen Brook und Groß Schwansee durch.

Dabei überwand er den 6-Meter Kontrollstreifen in einem Wasserloch, um keine Spuren zu hinterlassen und kletterte an einer Stelle, an der der berüchtigte Streckmetallzaun noch keine Signalanlage hatte, über ebendiesen. Dabei halfen ihm sicherlich seine Kenntnisse als Angehöriger der Grenztruppen der DDR. Sein Fehlen wurde in Brook recht schnell bemerkt und seine Spuren mit Hilfe von Hunden verfolgt. Die Fahnenflucht eines Grenzschützers war einer der Albträume der DDR-Institutionen und insbesondere des MfS. Seine Kameraden fanden jedoch am Strand nur noch seine Turnschuhe. Cwiertnia hatte es geschafft, die Grenzsicherungsanlagen an der Ostseeküste zu überwinden und musste nun noch fünf Kilometer schwimmen, um die Territorialgewässer der DDR zu verlassen und sich von einem westlichen Schiff aufnehmen zu lassen. Die DDR versuchte mit hohem Kräfteaufwand, ihn zu finden und seine Flucht zu verhindern. Sie suchte unter anderem mit einem Grenzschiff und zwei Grenzbooten nach ihm und richtete im Nachhinein zwei Untersuchungskommissionen und eine Arbeitsgruppe im MfS ein, um seine Flucht aufzuklären. Das MfS muss von dieser Flucht aufgeschreckt gewesen sein, denn im oben bereits erwähnten Schreiben wurde nach Berlin berichtet, die Ermittlungen in seinem persönlichen Umfeld und seiner Familie hätten keinerlei Hinweise erbracht. Er hatte im Gegenteil „zum positiven Kern“ gehört.

Frank Cwiertnia hatte es jedoch nicht geschafft. Die genauen Umstände seines Todes können nicht mehr aufgeklärt werden, aber am 31. Oktober 1985 wurde gegen 9 Uhr früh eine Wasserleiche am Strand von Warnkenhagen gefunden, die später anhand des Zahnstatus als Frank Cwiertnia identifiziert werden konnte.


Biografie von Frank Cwiertnia, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/424-frank-cwiertnia/, Letzter Zugriff: 21.11.2024