Der Kaufmann Heinrich Niehoff aus Osnabrück reiste am 6. September 1961 gemeinsam mit seiner Frau Ursula nach Leipzig, um dort Verwandte zu besuchen. Die Volkspolizei verweigerte ihnen jedoch am 7. September eine Aufenthaltsgenehmigung und forderte sie auf, bis 24:00 Uhr die DDR zu verlassen. Kurz vor Mitternacht erreichte das Ehepaar den Grenzübergang Marienborn und wartete dort in seinem Ford 17M auf die Abfertigung, als plötzlich mit hoher Geschwindigkeit ein Dreieinhalbtonner der Marke Horch 3 A herangerast kam. Die DDR-Grenzer hatten zuvor einen aus West-Berlin kommenden LKW-Fahrer gezwungen, mit seinem Laster die Fahrbahn zu blockieren. Der schwere Horch-LKW prallte mit etwa 70 km/h auf den Ford Taunus der Eheleute Niehoff und drückte ihn gegen das Abfertigungsgebäude. Heinrich Niehoff erlag noch an Ort und Stelle seinen schweren Verletzungen, seine Frau überlebte schwer verletzt. Sie wurde in ein Magdeburger Krankenhaus gebracht und lag dort fast ein halbes Jahr, bis sie soweit wiederhergestellt war, dass sie nach Osnabrück zurück transportiert werden konnte. Die 37jährige musste nun allein für ihre fünf minderjährigen Kinder sorgen, die zwischen 6 und 15 Jahre alt waren. Ursula Niehoff, geb. Fiedler, ist 2016 in Osnabrück gestorben.
Die Volkspolizei nahm die Insassen des Lastwagens fest. Es handelte sich um fünf Jugendliche aus Halberstadt, die in den Westen flüchten wollten. Die MfS-Auswertung des Zwischenfalls meldete ein „westdeutsches Todesopfer nach Fluchtversuch von DDR-Jugendlichen“ und ordnete die fünf Festgenommenen einer Halberstädter Jugendbande zu, die untereinander westliche „Schund- und Schmutzliteratur“ ausgetauscht und seit dem Vorjahr wiederholt Bürger und Volkspolizisten sowie SED- und FDJ-Mitglieder provoziert habe. Außerdem hätten diese Jugendlichen mehrfach anlässlich von Staatsfeiertagen DDR-Fahnen und rote Fahnen zerstört, unter Alkoholeinfluss Fahrzeuge aller Art unbefugt benutzt und damit Passanten gefährdet.
Die Berliner Zeitung machte am 14. Oktober 1961 unter der Schlagzeile „Die Mörder von Halberstadt“ eine „konterrevolutionäre Bande“ für Niehoffs Tod verantwortlich und behauptete, „die Verbrecher wurden vom Westen angeleitet“. Das Neue Deutschland berichtete einen Tag später unter der Überschrift „Terrorbande erhielt gerechte Strafe“, der Erste Strafsenat des Bezirksgerichtes Magdeburg habe eine elfköpfige „Terrorbande“ aus Halberstadt zu hohen Haftstrafen verurteilt. „Fünf Verbrecher hatten am 7. September dieses Jahres in Marienborn vorsätzlich den westdeutschen Kaufmann und Vater von fünf unmündigen Kindern Heinrich Niehoff getötet und seine Frau lebensgefährlich verletzt. […] Vier der Angeklagten, die sich als die politischen Inspiratoren erwiesen haben, wurden am Donnerstag zu lebenslänglicher Haft, die weiteren Bandenmitglieder zu Freiheitsstrafen zwischen 15 und drei Jahren verurteilt.“
Nach der Wiedervereinigung suchte einer der damals jugendlichen Flüchtlinge Ursula Niehoff auf und bat um Verzeihung. Sie hätten damals überhaupt nicht damit gerechnet, dass unbeteiligte Personen zu Schaden kommen könnten und seien selbst über den Tod Heinrich Niehoffs zutiefst erschrocken gewesen.