Der 17-jährige Joachim Erdmann absolvierte in der Firma Federschmiede und Anhängerbau Tenkewitz in Gotha eine Lehre als Schmied. Er trug sich mit der Absicht, nach der Lehre als Waffen- oder Sprengmeister in der Nationalen Volksarmee zu dienen. Er las Zeitschriftenartikel über den Wehrdienst, über Waffen und Sprengstoff, kannte die Zusammensetzung einzelner Sprengstoffe und experimentierte mit selbst hergestelltem Pulver. In seiner Freizeit trainierte der begeisterte Judosportler seit seinem zwölften Lebensjahr bei den „Judoka“ in Waltershausen und nahm mit seinem Verein an Wettkämpfen teil. Am 1. April 1978, einem Samstag, verabschiedete er sich von seiner Mutter mit der Bemerkung, er müsse nach Eisenach zu einem Wettkampf. Tatsächlich aber fuhr er mit seinem Moped vom Typ Star zur DDR-Grenze. Neben wichtigen persönlichen Dokumenten hatte er eine Kette, ein Skatspiel, eine Kombi-Zange und ein feststehendes Messer bei sich. In Dermbach riss die Kette seines Mopeds. Er schob es zum Wohnhaus eines Mitschülers aus der Berufsschule, der im Ort wohnte, und bat darum, das defekte Moped unterstellen zu dürfen. Dann machte er sich zu Fuß auf den Weg und gelangte westlich von Dermbach durch ein Waldgebiet bis nach Geisa. Am Sonntagmorgen des 2. April 1978 überstieg er etwa einen Kilometer nördlich des Geisaer Vorortes Wiesenfeld einen neu errichteten Grenzsicherungszaun, der noch nicht an die Signalanlage der Grenztruppen angeschlossen war. Im dichten Nebel gelang es ihm, das vordere Sperrelement an der ehemaligen Verbindungsstraße zwischen Geisa und Rasdorf zu erreichen. Dort entdeckten ihn Grenzposten. Da er eine grüne Jacke trug, hielten sie ihn zunächst für einen Jäger. Nach Rückfrage bei der Befehlsstelle stellte sich jedoch heraus, dass für einen Jäger keine Anmeldung im Sperrgebiet vorlag. Auf Anruf durch die Grenzposten versuchte Joachim Erdmann zurück in den Wald zu laufen. Doch sie konnten ihm den Weg abschneiden und festnehmen. Nach der Festnahme begann der Jugendliche zu weinen. Nach Aussagen der beiden Grenzsoldaten soll er gesagt haben, dass „er eben Pech gehabt hatte, er bedauere, daß er allein den Versuch unternommen hat, sie sollen ihn doch erschießen“. Auf Befragen gab er weiterhin an, dass er zu seinem Vater nach Westdeutschland wollte.
Die Grenzer übergaben Joachim Erdmann der Volkspolizei. Auf dem Weg zum Volkspolizeirevier nach Bad Salzungen klagte er über Übelkeit. Wie sich herausstellte, hatte er noch an der Grenze kurz nach seiner Entdeckung 100 Gramm Unkraut-Ex, Alkohol und Beruhigungstabletten eingenommen. Man brachte ihn mit Blaulicht in das Kreiskrankenhaus nach Bad Salzungen und von dort nach einer Erstdiagnose auf die Intensivstation des Bezirkskrankenhauses Meiningen. Dort blieb er nach der Einlieferung am Mittag zunächst noch einige Minuten ansprechbar, dann brach sein Kreislauf zusammen. Infusionen und Beatmung halfen nicht mehr, Joachim Erdmann starb gegen 17.45 Uhr. Einige Stunden später informierte die Volkspolizei seine Mutter über den Tod ihres Sohnes. Vier Tage später durfte sie ihn in der Waltershausener Leichenhalle noch einmal sehen. Nach Angaben einiger Freunde soll Joachim Erdmann geglaubt haben, er leide an einer schweren Krankheit. Die gerichtliche Leichenschau erbrachte keine Hinweise, dass dies zutraf. Die Mutter von Joachim Erdmann konnte sich den Fluchtversuch ihres Sohnes nicht erklären; auch nicht, warum er zu seinem Vater wollte, der die DDR verlassen hatte, als Joachim Erdmann erst ein Jahr alt war.