Logo

Suche im Biographischem Handbuch

Biografisches Handbuch

Klaus Schaper

geboren am 5. Juni 1948 in Braunschweig | gestorben durch Minenexplosion am 11. März 1966 | Ort des Vorfalls: 500 Meter nördlich der Straße Tanne – Braunlage, Raum Elend/Harz (Sachsen-Anhalt)
Die Explosion einer Mine beendete im Frühjahr 1966 abrupt den Fluchtversuch des Elbingeroder Jugendlichen Klaus-Gerhard Schaper. Er starb nur wenige Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt.

In Elbingerode, einer Kleinstadt im Oberharz, absolvierte der 17-jährige Klaus-Gerhard Schaper bei der Firma Schrader eine Lehre als Rundfunk und Fernsehmechaniker. Am 11. März 1966 versuchte er nördlich der Straße von Tanne nach Braunlage, unter einem verminten Doppelzaun hindurchzukriechen, um in den Westen zu flüchten. Dabei löste er eine Mine aus. Auf der westlichen Seite nahm Zollassistent Rose, der sich dort auf Streifendienst befand, die Explosion gegen 15.48 Uhr wahr. Das Zollkommissariat Braunlage leitete einen Bericht Roses über „besondere Vorkommnisse am 11. März 1966“ an die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen nach Salzgitter weiter. Demnach begab sich der Zollassistent nach der Minendetonation von der westlichen Seite aus zum Ereignisort und beobachtete den Minenzaun mit einem Fernglas. Dort konnte er „in der Mitte des Minenzaunes eine männliche Person liegend erkennen, deren Kleidung glühte. Auf mehrfaches Anrufen habe die Person nicht mehr reagiert. Sie sei vermutlich schon tot gewesen.“ Gegen 16.45 Uhr kamen zwei Fahrzeuge der DDR-Grenztruppen und ein Sanitätswagen im Schieferbachtal zum Minenzaun. „Drei Offiziere, zwei Unteroffiziere und ein Sanitätsoffizier der NVA begaben sich zu der betroffenen Person. Sie führten mehrere lange Stangen mit Haken und eine Bahre mit. Nachdem der Sanitätsoffizier offensichtlich den Tod des Betroffenen festgestellt hatte, zogen sich außer einer Doppelstreife mit Funkgerät alle NVA-Angehörigen mit den Fahrzeugen in das Hintergelände zurück. Die Bergung der Leiche sollte vermutlich erst bei Dunkelheit vorgenommen werden, was sich später auch bestätigte.“ Einer internen Tagesmeldung der DDR-Grenztruppen ist zu entnehmen, dass die Bergung des Toten aus dem Minengürtel erst bei Tagesanbruch am nächsten Morgen erfolgte.

Schapers Eltern, die nach Angaben seiner Mutter Ursula davon ausgegangen waren, dass er am Tag seines Verschwindens „wie immer“ seine Arbeitsstelle aufgesucht hatte, waren in großer Sorge, als ihr Sohn abends nicht zurückkam. Am nächsten Morgen wurden sie von der Volkspolizei über seinen Tod informiert und anschließend nach Wernigerode zu einem Verhör in die MfS-Kreisdienststelle gebracht. Dort befragte man die Eltern über ihre „Westverbindungen“ – Frau Schaper stammte aus Braunschweig – und die Fluchtmotive ihres Sohnes. Darüber konnten sie jedoch keine Auskünfte geben. Dieselben Fragen seien bei zwei weiteren Verhören gestellt worden. Ursula Schaper beklagte später die Pietätlosigkeit der Vernehmer, die sie angefahren hätten, sie solle sich nicht so anstellen, schließlich habe sich ihr Sohn doch freiwillig zur Grenze begeben. Später musste die Mutter ihn in der Leichenhalle des Krankenhauses Wernigerode identifizieren. Nur das unverletzte Gesicht ihres Jungen war nicht zugedeckt. Nach Zeugenaussagen soll die Leiche am ganzen Körper verbrannt gewesen sein. Ursula Schaper berichtete außerdem, dass ihr Sohn in einem Zinksarg bestattet wurde, den die Angehörigen nicht mehr öffnen durften. Bei der Beerdigung waren Polizisten anwesend. Klaus Schapers Bruder verlor wenig später seinen Arbeitsplatz bei der DDR-Hochseeflotte, seine Schwester durfte nicht studieren.

Walter Nabert aus Braunschweig, der Großvater von Klaus Schaper, reiste zur Beerdigung seines Enkels in die DDR. Durch ihn erfuhren auch die westdeutschen Behörden den Namen des am 11. März 1966 ums Leben gekommenen jungen Mannes. Heute erinnert ein schlichtes Holzkreuz an einem Wegrand westlich der Warmen Bode an den tragischen Tod von Klaus Schaper.

Das Landgericht Potsdam verurteilte am 16. Dezember 1997 Generalmajor Fritz Rothe, der vom 1. Februar 1965 bis zum 1. Juni 1971 Stabschef des Kommandos der Grenztruppen war, wegen Totschlags an drei Minenopfern (darunter Klaus Schaper) sowie in drei Fällen des versuchten Totschlags, zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe.


Biografie von Klaus Schaper, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/145-klaus-schaper/, Letzter Zugriff: 21.11.2024