Der Gärtnergeselle Martin Willi Wilhelm Stehr wurde 1933 in Neu Gallin (Kreis Hagenow) geboren und wohnte im nahe gelegenen Leisterförde. Es ist gut möglich, dass er wie andere Bewohner der Grenzregion Besorgungen in den westlichen Nachbardörfern erledigte, auch als dies ohne Interzonenpass nicht mehr erlaubt war und die Grenzsicherung der DDR ausgebaut wurde. So lag Langenlehsten in Schleswig Holstein nur zwei Kilometer von Leisterförde entfernt und war über eine Straße erreichbar.
Am 16. Mai 1952 überschritt Martin Stehr gemeinsam mit einer Frau zur Mittagszeit die Grenze, um von Leisterförde nach Langenlehsten zu gelangen. Angehörige einer Grenzstreife wollten dies verhindern und feuerten zwei Warnschüsse ab, um die Grenzgänger zur Umkehr zu zwingen. Martin Stehr und seine Begleiterin konnten zwar unverletzt auf westliches Gebiet gelangen, doch die Schüsse und die Todesgefahr erschreckten den 18-Jährigen so sehr, dass er einen Herzstillstand erlitt und 200 Meter von der Grenze entfernt zusammenbrach. Bauern, die auf einem Feld arbeiteten, beobachteten den Vorfall. Man brachte den Toten nach Langenlehsten, wo ein Arzt die Todesursache feststellte.
Das Dorf Neu Gallin, der Geburtsort von Martin Stehr, in dem auch seine Eltern lebten, wurde 1976 im Rahmen des Grenzausbaus abgerissen. Bei Leisterförde erinnert heute ein Freilicht-Grenzmuseum an die deutsche Teilung.