Über Gerhard Graf liegen nur spärliche Informationen vor. Aus der NSDAP-Mitgliederkartei geht hervor, dass der Schlosser Gerhard Graf am 12. Oktober 1938 die Aufnahme in die NSDAP beantragte. Er gehörte der Ortsgruppe Kleinleipisch an. Der Tagesrapport der Deutschen Grenzpolizei vom 5. April 1950 meldete seinen Tod. Der Streifenposten Horst Szagarucz vom Grenzkommando Lehesten stellte demnach am 4. April 1950 gegen 11.20 Uhr einen „Grenzverletzer“ und nahm ihn bei dem Versuch, die Demarkationslinie von Ost nach West mit dem Fahrrad zu überqueren, fest. Als er den Mann zum Grenzkommando abführen wollte, riss dieser sich los und ergriff mit dem Fahrrad die Flucht. Da er angeblich weder auf Warnrufe noch auf einen Warnschuss des Grenzpolizisten reagierte, feuerte der Posten gezielt auf den Flüchtenden. Ein Schuss traf den 30-jährigen Gerhard Graf in den linken Oberschenkel, er starb kurz darauf nach starkem Blutverlust.
In Roman Grafes Buch „Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945 bis 1990“ findet sich folgende Darstellung über Grafs Beisetzung: „Auf dem Friedhof Lichtentanne wird Gerhard Graf in aller Frühe mit Gebet und Bibelwort beerdigt. Eine Ansprache hält der Pfarrer nicht. Der Tote soll rasch unter die Erde, noch bevor seine Frau Erika und die beiden Kinder eintreffen.“