Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Günter Dohrmann

geboren am 25. Juni 1940 | Suizid am 7. Juni 1978 | Ort des Zwischenfalls: Stabsgebäude des Grenzregiments 25 Oschersleben

Nach seiner Ablösung als Offizier der Grenzsicherung und einem Parteiordnungsverfahren wegen Alkoholmissbrauchs erschoss sich Major Günter Dohrmann mit seiner Dienstwaffe.

In den Grenztruppen der DDR kam es häufig zu Alkoholproblemen. Major Günter Dohrmann, im Grenzdienst seit dem 22. Februar 1958, Mitglied der SED, vertrug keinen Alkohol. Schon nach wenigen Bieren war er betrunken. Das beeinträchtigte auch seine dienstliche Tätigkeit. Am 1. April 1978 musste er deswegen seine Stellung als Offizier der Grenzsicherung aufgeben und in den rückwärtigen Dienst wechseln. Außerdem erhielt er nach einem Parteiordnungsverfahren eine strenge Rüge. Er versicherte im Verfahren vor der SED-Grundorganisation, seine Schwächen zu überwinden. In der Nacht vom 6. zum 7. Juni 1978 konnte er während einer langweiligen Wachschicht im Regimentsstab jedoch seine Lust auf eine Flasche Bier nicht zügeln. Es kam zu einem Rückfall, der ihn selbst sehr deprimiert haben muss. Um 4.30 Uhr suchte Major Dohrmann die Waffenkammer auf und befahl dem vor Ort eingesetzten Unteroffizier, ihm seine dort aufbewahrte Pistole auszuhändigen. Auf die Frage, was anliege, ob er wegfahren müsse, antwortete der Major „nein, aber in ungefähr 5 Minuten liegt etwas an”. Der Unteroffizier vermutete, es gäbe Gefechtsalarm, schloss die Waffenkammer ab und zog sich in seinem Zimmer schon einmal die Dienstuniform an. Danach schlief er auf dem Bett ein. Gegen 5.40 Uhr stellte ein Wachsoldat fest, dass sich Major Dohrmann nicht in seinem Dienstzimmer befand. Kurz darauf fand man ihn im Dachgeschoss des Stabsgebäudes in der Unterkunft des „Operativen Diensthabenden”. Er lag tot auf seinem Bett, neben ihm seine Dienstwaffe „Makarow”. Strangspuren am Hals belegten, dass er vor dem tödlichen Kopfschuss versucht hatte, sich zu erhängen. Ein abgerissener Strick hing an einem Dachbalken. Auch eine Rasierklinge lag neben dem Bett. Auf einem Formular „Fernschreiben/Funkspruch” fanden sich die handschriftlichen Abschiedsworte an seine Frau. „Ich kann nicht mehr. Verzeih mir. Günter”. Er hinterließ seine Frau und ein Kind.

Autor:
jos.
Recherche:
jos., MP, TP
Quellen:
  • MfS, BV Magdeburg, Abt IX: Bildbericht zum unatürlichen Todesfall Dohrmann, Günter am 7. 6. 1978 im Stabsgebäude des Grenzregiments 25. BStU, Ast. Suhl, MfS BV Suhl, Abt. IX Nr. 1343.
  • Militärstaatsanwalt, Grenzkommando Nord: Ermittlungen zur Selbsttötung von Major Günter Dohrmann, GR Oschersleben. BArch Freiburg, DVW/13/59788.
Druckversion
Abkürzungsverzeichnis
Name
Dohrmann, Günter
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
25. Juni 1940
Letzter Wohnort
Oschersleben
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Sachsen-Anhalt
Ort des Vorfalls
Oschersleben
Todesursache
Suizid
Datum des Vorfalls
7. Juni 1978
Todesalter
37
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Suizide in dienstlichem Kontext
Personengruppe
Grenzpersonal / DDR
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