Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Ernst Riedel

Geboren am 8. Juni 1913 in Schönau (heute: Sněžná, Ortsteil von Kraslice, Tschechien) | gestorben am 10. Juni 1951 an den Folgen einer Schussverletzung vom Tage zuvor | Ort des Vorfalls: zwischen Gassenreuth und Posseck (Sachsen)

Am 9. Juni 1951 wurde Ernst Riedel bei dem Versuch, die innerdeutsche Grenze zwischen Gassenreuth und Possek in westliche Richtung zu überqueren, von einer Streife der Volkspolizei angeschossen und schwer verletzt. Er starb noch in der gleichen Nacht im Krankenhaus.

Was den damals 38-jährigen Ernst Riedel im Einzelnen dazu bewog, am 9. Juni 1951 den Grenzübertritt an der innerdeutsche Grenze zwischen Gassenreuth und Possek in westliche Richtung zu wagen, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Es wird wohl etwas mit jenem wertvollen, von den ermittelnden Polizisten später auf rund 1 000 DM taxierten Saxofon zu tun gehabt haben, das Riedel bei sich trug, als sich dessen Weg mit dem der Grenzstreife kreuzte. War es sein eigenes? Oder entstammte es einer „strafbaren Handlung“, wie in der diesbezüglichen Polizeimeldung gemutmaßt wird? In dem Fall stünde Riedels gescheiterter Grenzübertritt eher mit Hehlerei und Warenschmuggel im Zusammenhang als mit einem Fluchtversuch aus der DDR.

Die Unterlagen der Grenzpolizei sprechen hinsichtlich des Tathergangs eine deutliche Sprache. So wurde der zuletzt in Brunndöbra (heute zu Klingenthal gehörig) wohnende 38-Jährige von einer Streife der Grenzpolizei, bestehend aus den beiden Volkspolizisten B. und O. vom nahe gelegenen Kommando Posseck, im Grenzgebiet entdeckt. Auf mehrmalige Anrufe, stehenzubleiben, habe Riedel nicht reagiert, auch soll dieser die von jedem Polizisten abgegebenen drei Warnschüsse ignoriert haben. Stattdessen warf Riedel das bereits erwähnte Saxofon weg, um schneller laufen zu können. Vom Gewicht des Instruments befreit, mochte er wohl darauf gehofft haben, seine Verfolger abschütteln und über die nahe Grenze entkommen zu können. Doch die beiden Grenzpolizisten waren schneller – O.s letzter Karabinerschuss traf den Flüchtenden. Ein alarmierter Arzt wies Riedel zwar noch ins zuständige Krankenhaus ein, doch überlebte er die anschließende Nacht nicht mehr. Ernst Riedel starb kurz nach Mitternacht, am 10. Juni 1951, an den Folgen seiner schweren Schussverletzung.

Autor:
glz
Recherche:
glz, US
Quellen:
  • Bericht der Bayerischen Grenzpolizeistelle Hof/Saale an das Bayerische Grenzpolizeikommissariat Hof/Saale vom 14.3.1950. BayHStA, Präsidium der Bayerischen Grenzpolizei 1367.
  • Hauptverwaltung der Deutschen Grenzpolizei/Hauptabteilung Deutsche Grenzpolizei: Meldung besonderer Vorkommnisse Nr. 137/51. BArch Freiburg, DVH 27/130328.
  • Kommando der DGP/Abteilung Operativ, VP.-Grenzbereitschaft Gefell: Vierteljahresbericht über die Tätigkeit der VP-Grenzbereitschaft Gefell für die Zeit vom 1.4.1951–30.6.1951. Gefell, 4.7.1951. BArch Freiburg, DVH 27/130260.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Riedel, Ernst
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
8. Juni 1913
Geburtsort
Schönau (heute: Sněžná, Ortsteil von Kraslice, Tschechien)
Letzter Wohnort
Brunndöbra, Ortsteil von Klingenthal
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Sachsen
Ort des Vorfalls
zwischen Gassenreuth und Posseck
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
9. Juni 1951
Ergänzendes Datum
10. Juni 1951
Todesalter
38
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
bei Kontrollen
Personengruppe
Zivilisten / DDR
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