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Biografisches Handbuch

Hilmar Brinkmann

geboren am 16. November 1939 in Rieder | ertrunken vermutlich am 28. Mai 1965, geborgen am 8. Juni 1965 | Ort des Vorfalls: Elbe bei Schnackenburg (Niedersachsen)
BildunterschriftHilmar Brinkmann
BildquelleStudentenakte der Ingenieurschule für wissenschaftlichen Gerätebau Carl Zeiss
Quelle: Studentenakte der Ingenieurschule für wissenschaftlichen Gerätebau Carl Zeiss
Die Flucht über die Elbe endete für den jungen Ingenieur tödlich. Seine Leiche wurde nach einer Überschwemmung der Elbe an der Alandbrücke nahe Schnackenburg entdeckt.

Hilmar Brinkmann erblickte am 16. November 1939 als Sohn eines Mechanikers und einer Schneiderin das Licht der Welt. Die Familie lebte mit einer Tochter und drei Söhnen in Rieder, einem Ortsteil Ballenstedts im Harz. Hilmar Brinkmann besuchte von 1946 bis 1954 die dortige Grundschule und anschließend die Oberschule in Quedlinburg bis zur Reifeprüfung. In den Ferien arbeitete er als Werkschüler und Montagehelfer. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Feinmechaniker beim VEB Messgerätewerk Quedlinburg. Der FDJ gehörte er zwar seit 1954 an, engagierte sich aber mehr beim Deutschen Roten Kreuz, dessen Mitglied er seit 1956 war. Am 1. September 1961 nahm er das Diplomstudium in der Fachrichtung Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik an der Ingenieurschule für Feinwerktechnik in Jena auf. Dort bestand er auch die staatliche Abschlussprüfung. Seine Ingenieursurkunde trägt das Datum vom 28. August 1964. Aus einer Beurteilung der Hochschule geht hervor, dass Hilmar Brinkmann gute und sehr gute Leistungen erbrachte. Er sei kameradschaftlich und temperamentvoll gewesen, „arbeitete gewissenhaft und selbständig und half gerne seinen Mitschülern bei der Steigerung ihrer Leistungen“. Bereits am 1. Januar 1964 unterzeichnete er noch während seiner Studienzeit einen Arbeitsvertrag mit dem VEB Chemische Werke Buna in Schkopau. Dort nahm er seine Arbeit als Ingenieur in der Betriebskontrolle ab dem 1. September 1964 auf.

Am 27. Mai 1965 besuchte Hilmar Brinkmann seine ältere Schwester in Magdeburg. Sie ahnte nicht, dass dies der letzte Besuch ihres Bruders sein würde. Für den Folgetag verzeichnete der Wetterdienst für die Gegend um Schnackenburg an der Elbe bereits angenehme 20 °C . Aber die Temperatur des Flusses lag lediglich bei 12 bis 14 °C . Unter diesen Umständen wagte Hilmar Brinkmann dennoch die Flucht über die Elbe. Dieses Wagnis endete für den jungen Ingenieur tödlich.

Am 5. Juni 1965 setzten starke Regenfälle ein, die zu einer Überschwemmung der Elbauen führten. Die westdeutsche Wasserschutzpolizei entdeckte in den Mittagsstunden des 8. Juni 1965 bei der Alandbrücke nahe Schnackenburg eine dort angetriebene Wasserleiche. Aufgrund der mitgeführten Papiere konnte sie als Hilmar Brinkmann identifiziert werden. Der Ingenieur hatte seine Flucht durch die Elbe gut vorbereitet: Ein Plastikbeutel, den er an seiner Brust trug, enthielt einige Wertsachen und seine wichtigsten Personalpapiere, wie Schul- und Arbeitszeugnisse. In einem weiteren, an seinem linken Bein befestigten Plastikbeutel befand sich eine Kamera.

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Lüneburg wurde Brinkmanns Leiche am 9. Juni 1965 in Schnackenburg obduziert. Demnach konnten keine äußeren Verletzungen festgestellt werden. Die Leiche lag nach Meinung der Obduzenten bereits etwa zwei bis drei Wochen im Wasser. Der 25-Jährige war vermutlich entkräftet ertrunken oder durch Herzversagen gestorben. Nach Abschluss der Untersuchungen wurde Brinkmanns Leiche in Celle auf Wunsch der Familie eingeäschert und die Urne zur Beisetzung in die DDR überführt.


Biografie von Hilmar Brinkmann, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/137-hilmar-brinkmann/, Letzter Zugriff: 29.03.2024