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Biografisches Handbuch

Erich Schmiedel

geboren am 19. November 1905 in Leipzig | erschossen am 1. April 1950 | Ort des Vorfalls: Straße von Morsleben nach Helmstedt (Sachsen-Anhalt)
Als Fahrer eines mit Möbeln und Waren beladenen Lastwagens wollte sich Erich Schmiedel an der innerdeutschen Grenze einer Kontrolle durch DDR-Grenzpolizisten entziehen. In einem Handgemenge entlud er zunächst den Karabiner eines Postens, entwendete die Waffe des anderen und floh damit. Er starb nach Schüssen des ersten Postens, der unterdessen nachgeladen hatte.

Erich Schmiedel, geboren in Leipzig, lebte in Halle an der Saale. Seit 1939 war er verheiratet. Der gelernte Maurer war seit Beginn des Jahres 1950 als Fuhrunternehmer tätig. Als Fahrer eines mit Möbeln und Waren beladenen Lastwagens wollte sich Erich Schmiedel an der innerdeutschen Grenze einer Kontrolle durch DDR-Grenzpolizisten entziehen. Er fuhr mit seinem Lkw gegen Mittag des 1. April 1950 auf der Straße zwischen Morsleben und Helmstedt, als ihn zwei DDR-Grenzpolizisten stoppten, um das Fahrzeug zu kontrollieren. Nach damaligen Aufzeichnungen der Deutschen Grenzpolizei habe der Besitzer des Lkw den Volkspolizei-Wachtmeister E. angegriffen, ihm den Karabiner in einem Handgemenge entrissen und mit einem Handkantenschlag gegen die Halsschlagader zu Boden gestreckt. Dann sei „der Täter […] sofort mit seinem entwendeten Karabiner in Deckung“ gegangen, „während VP-Wm. S. einen Zielschuss – der zunächst verfehlte – auf ihn abgab. [Der] Täter wollte das Feuer erwidern, hatte aber Ladehemmung. Der nächste aus 10 m Entfernung abgegebene Zielschuss traf den Täter tödlich.“

In den 1990er Jahren stellte der Todesschütze gegenüber Ermittlern das damalige Geschehen anders dar. Schmiedel habe ihm zunächst Geld angeboten, um der Kontrolle zu entgehen, worauf er sich nicht einließ. Stattdessen habe er seinen Karabiner umgehängt und sei auf das Hinterrad gestiegen, dabei habe der Fahrer die Waffe ergriffen und blitzschnell entladen. Dann habe er nach dem anderen Posten gefragt, sei zu diesem gelaufen und habe dessen Karabiner entwendet. Anschließend sei er etwa 50 bis 60 Meter auf ein weitgehend freies Feld gelaufen. Der entwaffnete Polizist warnte seinen Kollegen S., der inzwischen seine Waffe wieder geladen hatte. Nachdem die Posten von Schmiedel beschossen wurden, will S. einen Warnschuss und sodann einen Zielschuss auf einen Birkenstrauch abgeben haben, hinter dem er den Geflüchteten vermutete. Er selbst habe in diesem Moment ungedeckt gestanden und in Notwehr gehandelt. Erich Schmiedel starb an einem Kopfschuss. Hernach sei festgestellt worden, dass sich auf dem Lkw Weidenkörbe mit Waren wie Rasierklingen, Seife und Ähnliches befunden habe. Die Ermittlungsbehörden kamen in den 1990er Jahren zu dem Schluss, Wachtmeister S. habe aus Notwehr gehandelt und stellten das Verfahren gegen ihn ein.


Biografie von Erich Schmiedel, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/11-erich-schmiedel/, Letzter Zugriff: 28.03.2024